HIV wird bei guter Prophylaxe nur selten aufs Kind übertragen

KÖLN (awa). In Deutschland leben etwa 8000 HIV-positive Frauen im gebärfähigen Alter. Pro Jahr werden 250 bis 300 HIV-exponierte Kinder geboren. Erhalten Mutter und Neugeborenes entsprechend der deutsch-österreichischen Richtlinien eine Prophylaxe, liegt die Rate der vertikalen Transmission des HI-Virus unter zwei Prozent.

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"Voraussetzung dafür ist aber eine gute Zusammenarbeit von Gynäkologen, HIV-Behandlern und Pädiatern, denn das Management von HIV und Schwangerschaft ist eine Gratwanderung zwischen dem Wohl und den Bedürfnissen der Frau und denen des ungeborenen Kindes", betonte Dr. Annette Haberl aus Frankfurt am Main.

Mit der Möglichkeit, bei HIV-Infektion zu behandeln und mit der Infektion zu leben, steige der Anteil HIV-positiver Frauen, die sich ein Kind wünschen. Nach wie vor erfahre aber in Deutschland die Hälfte der betroffenen Frauen erst während der Schwangerschaft von ihrer HIV-Infektion, sagte Haberl in Köln beim 14. Workshop der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (DAGNÄ) e.V.

Wichtig ist Haberl zufolge bei HIV-Infektion und Kinderwunsch eine ausführliche Beratung über den richtigen Zeitpunkt der Schwangerschaft. Ist die Frau bereits schwanger, ist ein Beratungsgespräch in der Frühschwangerschaft über die Risiken für Mutter und Kind nötig. Müssen Mütter wegen der HIV-Infektion behandelt werden, erhalten die Frauen ein Standardregime, meist eine Dreifachkombination. Falls möglich sollte die Therapie jedoch den Richtlinien zufolge während des ersten Schwangerschaftsdrittels ausgesetzt und danach fortgeführt oder begonnen werden.

Erfordert die HIV-Infektion der Mutter zunächst keine Behandlung, beginnt in der 32. Schwangerschaftswoche - abhängig von der HIV-Konzentration im Blut - eine Transmissionsprophylaxe als Mono- oder Kombinationstherapie. Bei Komplikationen wie Mehrlingsgeburten, vorzeitigen Wehen und vorzeitigem Blasensprung sollte sofort mit einer Kombitherapie begonnen werden.

Die Geburt sollte generell per Sectio in der 38. Schwangerschaftswoche erfolgen. Prä- und perioperativ erhalten die Frauen Azidothymidin (AZT) i. v. Die Neugeborenen werden postnatal zehn Tage mit AZT intravenös oder zwei bis vier Wochen oral mit AZT behandelt. HIV-positive Frauen sollten auf das Stillen verzichten.

Erfreulicherweise sei die Rate an Fehlbildungen im Vergleich zu nicht HIV-exponierten Kindern nicht signifikant höher, berichtete die Pädiaterin Dr. Cornelia Feiterna-Sperling aus Berlin. Akut und mittelfristig treten aber häufig Anämien, Neutropenien und Knochenmarksdepression auf. Daten zur Langzeittoxizität gibt es derzeit noch nicht.

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