Neue Mutationen können HIV wieder empfindlich machen

WIEN (wst). HIV ist bekanntlich ein mutationsfreudiges Virus. Der Nachteil ist, daß sich unter dem Selektionsdruck der Therapie rasch gegen die verwendeten Medikamente resistente Virusstämme entwickeln können. Manchmal führt eine neue Mutation aber auch dazu, daß unwirksam gewordene Medikamente plötzlich wieder sehr effektiv wirken.

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Darauf hat Dr. Rolf Kaiser vom Institut für Virologie der Universität Köln beim Aids-Kongreß in Wien berichtet. So können HIV-Varianten, deren Mutationsmuster für eine komplette Kreuzresistenz gegen Protease-Hemmer (PI) sprechen, wieder hoch empfindlich gegen die PI Atazanavir und Saquinavir (Invirase®) werden, sobald zusätzlich die Mutation L76V auftritt.

Die für Saquinavir und Atazanavir wieder empfindlich machende Mutation L76V wird durch eine Therapie mit Lopinavir oder Amprenavir selektiv begünstigt und ist deshalb bei der verbreiteten Anwendung dieser PI zunehmend zu beobachten.

Obwohl das Vorhandensein von Viren mit der Mutation L76V mit einer hochgradigen Resistenz gegen Lopinavir und Amprenavir assoziiert ist, sollte eine der Substanzen oder es sollten beide Substanzen in einer Saquinavir- oder Atazanavir-haltigen Kombinationstherapie beibehalten werden.

Denn andernfalls müsse infolge des nachlassenden Selektionsdruckes wieder mit einem baldigen Verlust der Mutation gerechnet werden, die für Saquinavir und Atazanavir empfindlich macht, berichtete Kaiser auf einem Symposium des Unternehmens Hoffmann-La Roche.

Schon länger ist auch eine Mutation bekannt, die für Nukleosidanaloga (NRTI) wieder empfindlich macht. So ist eine Kombination der Mutationsmerkmale M41L, L210W und T215Y üblicherweise mit einer hohe Resistenz gegen Azidothymidin verknüpft. Diese Resistenz wird aber erheblich geschwächt, wenn zusätzlich die Mutation M184V auftritt. Zudem erhöht M184V auch die Empfindlichkeit gegen Tenofovir.

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