Neue Hepatitis-B-Impfstoffe sind noch potenter

Die Hepatitis-B-Impfung ist auch noch wirksam, wenn im Serum keine Antikörper mehr nachweisbar sind. Neue Impfstoffe sollen noch potenter sein und auch bisherigen Non-Respondern zur Serokonversion verhelfen.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Die Hepatitis-B-Impfung von Säuglingen schützt lang anhaltend, auch wenn keine Antikörper mehr im Serum vorhanden sind.

Die Hepatitis-B-Impfung von Säuglingen schützt lang anhaltend, auch wenn keine Antikörper mehr im Serum vorhanden sind.

© Dmitry Naumov / fotolia.com

BERLIN. Immer wieder diskutiert wird die Frage, ob die Hepatitis-B-Impfung auch einen Schutz bietet, wenn die Antikörper aus dem Serum verschwunden sind. Nach dreimaliger Impfung werden zwar hohe Antikörpertiter erzielt, die langfristig aber nur auf geringem Niveau persistieren oder verschwinden.

Professor Michael Roggendorf vom Uniklinikum Essen zitierte dazu zwei Studien: In einer Studie wurde gezeigt, dass T-Zellen von Impflingen ohne noch vorhandene Serum-Antikörper das HBV-Oberflächenprotein erkennen. Und werden diese Personen erneut geimpft, zeigen sie einen hohen Anstieg der Antikörpertiter.

In einer anderen Studie reagierten 86 Prozent der Menschen zehn Jahre nach ihrer HBV-Impfung mit einem starken Antikörperanstieg auf eine erneute Hepatitis-B-Impfung. "Die Immunreaktion auf die erneute Impfung entspricht der Situation bei einer Infektion mit HBV", so Roggendorf beim Symposium "Innovative Therapien in der Hepatologie" der Paul-Martini-Stiftung in Berlin.

Ein Nachteil der Impfstoffe der zweiten Generation (rekombinante Impfstoffe) ist ihre im Vergleich zur ersten Generation geringere Immunogenität. "Die aus Serum gewonnenen Vakzinen wurden nicht aus medizinischen Erwägungen gegen die rekombinanten ersetzt", sagte der Virologe. Grund war die Angst vor HIV.

Dabei zerstören die Schritte zur Inaktivierung des HB-Virus auch das HI-Virus sicher. Auch wurden keine HIV-Übertragungen nachgewiesen. Dennoch hielt sich das Gerücht solcher Übertragungen, die Serumvakzinen fanden nur wenig Akzeptanz.

Eine Lösung bieten Hepatitis-B-Impfstoffe der dritten Generation. In Studien hätten diese eine Log-Stufe höhere Antikörpertiter ergeben als die aktuellen rekombinanten Impfstoffe. Auch die neuen Impfstoffe werden rekombinante sein. Sie enthalten allerdings nicht nur Teile des HBVOberflächenantigens, sondern das komplette Protein - und ähneln so den Impfstoffen der ersten Generation.

Erste Ergebnisse zur Impfung von Nonrespondern - also Patienten, die nach dreimaliger HBV-Impfung keine Serokonversion zeigten - konnte Roggendorf präsentieren. Mit der neuen Vakzine erreichten 82 Prozent eine Serokonversion und 35 Prozent sogar Antikörpertiter von über 100.

Ein weiteres interessantes Ergebnis gab es für die Lebertransplantation: Die Impfung eines Leber-Lebendspenders kann auch den Organempfänger schützen. Von 46 geimpften Personen in der Studie spendeten letztlich 14 tatsächlich eine Teilleber. Bei den (ungeimpften) Organempfängern bildeten sich hohe Antikörpertiter, die mindestens ein Jahr persistierten. "Es hat ein adaptiver Immuntransfer stattgefunden, humoral und zellulär", so Roggendorf.

Wenig erfolgreich waren hingegen Ansätze zur therapeutischen Impfung mit DNA-Vakzinen, sagte Roggendorf. Präklinische Studien am Murmeltier als Modelltier für Hepatitis B machen aber Hoffnung. Wird erst antiviral therapiert und dann geimpft, geht die Viruslast binnen sechs Wochen um sechs Log-Stufen zurück. Bei den Tieren mit klassischer Impfung plus DNA-Impfung plus antiviraler Therapie blieb die Viruslast unten, wurde nur antiviral therapiert, kamen die Viren zurück.

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