Olympia

Londons Plan gegen Seuchen

Die Olympischen Spiele in London sind nicht nur für die Sportler eine Herausforderung - auch die Medizin ist gefordert. Während die Gäste aus den USA sich vor Masern fürchten, kämpft der britische Gesundheitsdienst, damit es in der Stadt nicht zu einer Flut infektiöser Erreger kommt.

Veröffentlicht:
Damit die Olympiade nicht im Krankenbett endet - wie bei der Eröffnungsfeier - arbeitet der Gesundheitsdienst auf Hochtouren.

Damit die Olympiade nicht im Krankenbett endet - wie bei der Eröffnungsfeier - arbeitet der Gesundheitsdienst auf Hochtouren.

© ZUMA Press / imago

LONDON (rb). In London kommt alles auf einen Hausarzt an: Brian McCloskey, gelernter Allgemeinmediziner, ist der Londoner Chef der Health Protection Agency (HPA) und damit der oberste Gesundheitshüter der Olympischen Spiele.

Der Mann bringt Erfahrung mit: Schon 2004 beriet er die Verantwortlichen in Athen, das öffentliche Gesundheitswesen auf die dortigen Spiele vorzubereiten.

Und 2005 war er maßgeblich daran beteiligt, die Rettungsmaßnahmen nach den Bombenanschlägen auf die "Tube", wie die Londoner ihre U-Bahn nennen, zu organisieren.

Um Zuschauer und Athleten während der Spiele bei guter Gesundheit zu erhalten, hat die HPA ein Rapid-Response-System installiert, das rasche Reaktionen auf Notfälle und den Ausbruch von Infektionskrankheiten ermöglichen soll.

"Wir werden alle Infektionskrankheiten überwachen", sagte McCloskey gegenüber der Fachzeitschrift "Nature Medicine".

"Aber hauptsächlich kümmern wir uns um gastrointestinale Erkrankungen, wie sie etwa nach Nahrungsmittelvergiftungen auftreten, und um ansteckende Krankheiten wie Masern."

Masern - wunder Punkt in den USA

Die Ausbrüche von Masern, die sich während der vergangenen Jahre auf dem europäischen Kontinent und in Großbritannien ereignet hätten, seien noch nicht verschwunden.

Mit den Masern trifft McCloskey einen empfindlichen Punkt. Vor allem die Amerikaner fürchten, sich in Europa mit Morbilli zu infizieren.

Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatten ihre Landsleute schon im Frühjahr gewarnt, sich vor ihrem Europatrip zu den Spielen gegen Masern impfen zu lassen (BMJ 2012; 344: e2357).

In den USA gelten die Masern seit dem Jahr 2000 als ausgerottet. Doch jährlich werden im Schnitt etwa 50 Fälle eingeschleppt, und im vergangenen Jahr stieg diese Zahl sogar auf 222 - ein Drittel der Betroffenen musste stationär behandelt werden.

222 Masernfälle bei einer Einwohnerzahl von über 300 Millionen: Das ist fast nichts im Vergleich zu den fast 1100 an Masern Erkrankten, die allein in England und Wales im vergangenen Jahr gezählt wurden - bei einer Einwohnerzahl von rund 62 Millionen.

Die Sorge der CDC, der Olympiatourismus könnte die Masern in größerem Stil in die USA zurückimportieren, scheint verständlich. Denn vor Einführung der Routineimpfung starben in den USA Jahr für Jahr zwischen 3000 und 5000 Menschen an Masern.

Multiplex-PCR zur schnellen Diagnose

In den Jahren 1999 bis 2004 aber ist es gelungen, die Zahl der Seropositiven im Alter zwischen 6 und 49 Jahren auf knapp 96 Prozent zu steigern.

Damit verbleiben aber immer noch mehr als zwölf Millionen US-Bürger, die keinen ausreichenden Antikörperschutz gegen Masern aufgebaut haben.

Ob die Masern das Hauptproblem darstellen werden, wird sich zeigen. Wenn sich an einem Ort wie dem Großraum London, der 13 Millionen Einwohner zählt, nun neben 15.000 Athleten noch Hundertausende von Besuchern aus aller Welt drängen (11 Millionen Tickets wurden verkauft), sind jedenfalls Magen-Darm-Infekte ein ernstes Problem.

McCloskey glaubt, gerüstet zu sein. "Wir vertrauen speziell auf eine Multiplex-PCR", erläutert der Gesundheitschef der Olympischen Spiele.

"Damit werden wir wesentlich schneller zu einer Diagnose kommen als mit unserem alten System, das auf Kulturen aufgebaut war."

Mit der Multiplex-PCR könne man zudem gleichzeitig auf eine ganze Reihe von Erkrankungen testen. Den 33 Londoner Stadtbezirken, die alle eigene Pläne für den Fall von Seuchenausbrüchen hatten, hat McCloskey nun einen einzigen solchen Plan verordnet.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert