Deutscher Test in US-Leitlinien bei Brustkrebs
BERLIN (gvg). Durch die Bestimmung bestimmter Eiweiße im Tumor kann bei Brustkrebs die Notwendigkeit einer adjuvanten Chemotherapie abgeschätzt werden. Der Test hat jetzt Eingang in US-Leitlinien gefunden. In Deutschland wird er seit sechs Jahren empfohlen, hat sich aber noch nicht durchgesetzt.
Veröffentlicht:Bei dem Test wird die Menge des Urokinase-Plasminogenaktivators (uPA) und des Plasminogenaktivator-Hemmers (PAI-1) gemessen. Deutsche Forscher haben das Verfahren im Wesentlichen erarbeitet.
Wenn das Tumorgewebe bei Frauen mit Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall einen niedrigen Gehalt dieser Eiweiße aufweist, ist das Risiko einer Progression minimal. "Diese Frauen haben eine 5-Jahres-Überlebensrate von 95 Prozent", sagte Professor Nadia Harbeck von der Frauenklinik der TU München auf der europäischen Brustkrebskonferenz in Berlin.
Bei hohem Eiweißgehalt ist eine Chemotherapie indiziert
Etwa 35 bis 45 Prozent aller nodal-negativen Brustkrebspatientinnen fallen in diese Kategorie. Eine adjuvante Chemotherapie sei hier unnötig, eine adjuvante Hormontherapie reiche aus, so Harbeck. Dagegen sollte bei hohem Gehalt dieser Eiweiße im Tumor eine Chemotherapie erfolgen. Derzeit läuft in Deutschland und Frankreich eine Studie (NNBC-3), die evaluiert, welche Chemotherapie ideal ist. Bereits 2500 Patientinnen wurden aufgenommen.
"Die uPA/PAI-1-Bestimmung wurde schon im Jahr 2002 in die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie (AGO) aufgenommen. Sie ist aber längst noch nicht überall etabliert", sagte Harbeck. Der Grund: Das Verfahren benötigt tiefgefrorenes Frischgewebe. Damit arbeiten viele Kliniken nicht gerne, weil die Handhabung etwas umständlicher ist als bei herkömmlichen Tumorpräparaten.
Auch US-Krebsgesellschaft ACSO propagiert den Test
"In den USA mochte man Frischgewebe bisher auch nicht, aber die Daten sind mittlerweile so überzeugend, dass die US-Krebsgesellschaft ASCO den Test jetzt sechs Jahre nach der AGO in ihre Leitlinien aufgenommen hat", berichtete Harbeck in Berlin. Dadurch, so hofft sie, wird er nun auch in Deutschland die Verbreitung finden, die er haben sollte. Der uPA/PAI-1-Test wird jedoch nicht von den Krankenkassen erstattet.