Kinder mit entzündetem Darm wachsen schlecht
FREIBURG (ars). Kinder mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) haben oft deutliche Wachstumsstörungen. Dazu trägt nicht so sehr die Entzündung selbst als vielmehr die Malnutrition entscheidend bei. Eine Ernährungstherapie ist daher bei diesen Kindern wichtig.
Veröffentlicht:Bereits vor Diagnose der Darmerkrankung sind zwei Fünftel der Kinder für ihr Alter zu klein, bei Diagnosestellung trifft das für drei Fünftel zu, wie Dr. Sibylle Koletzko aus München bei einem Symposium in Freiburg berichtet hat. Parallel dazu sei die Knochendichte verringert, bei Kindern mit Morbus Crohn noch ausgeprägter als bei Kindern mit Colitis ulcerosa.
Als Ursachen würden Malnutrition, Entzündung und Glukokortikoid-Therapie diskutiert, so Koletzko bei der von der Falk Foundation unterstützten Veranstaltung. Wie sich in tierexperimentellen Untersuchungen herausgestellt habe, sei davon die Mangelernährung der wichtigste Faktor: Dadurch sei das Längenwachstum von Ratten zu zwei Dritteln behindert worden und nur zu einem Drittel durch die entzündlichen Prozesse.
Tatsächlich ist bei Kindern mit CED die Mangelernährung teilweise gravierend: Im akuten Schub beträgt die Nahrungsaufnahme nur 60 Prozent des Sollwertes, und zwar deshalb, weil freigesetzte Zytokine ähnlich wie beim Fieber den Appetit hemmen. Zusätzlich mögen viele Kinder auch deshalb nichts essen, weil sie dann Bauchschmerzen bekommen oder ihnen Aphthen im Mund weh tun.
Die Aufnahme von Nahrung wirkt sich positiv auf das Wachstum aus. Vermittelt wird dies etwa durch Zytokine wie IGF 1 (insulin-like growth factor 1), die direkt auf den Knochen wirken. Bei einer Ernährungstherapie sinken innerhalb von drei bis sieben Tagen die Entzündungsparameter wie C-reaktives Protein und Interleukin 6, der IGF-1-Spiegel dagegen steigt. Wie Koletzko rät, sollte die Therapie, etwa eine enterale Zusatzernährung mit faser- und allergenarmer Kost, so lange wie möglich dauern, im Durchschnitt etwa sechs Wochen.
Bei Kindern, die systemisch mit Glukokortikoiden behandelt werden, sollte außerdem einmal pro Jahr das Knochenalter radiologisch bestimmt werden. So lassen sich eine Verzögerung der Ossifikation sowie eine Demineralisation rechtzeitig erkennen, und es läßt sich außerdem die Endgröße feststellen.
Denn Glukokortikoide, obwohl sie hungrig machen, erhöhen das ohnehin bestehende Risiko einer Wachstumsstörung noch zusätzlich, besonders bei Jungen: Sie unterdrücken die Entstehung von Osteoblasten, fördern dagegen die Apoptose - den programmierten Zelltod - von Osteoblasten und Osteozyten, so daß sich Knochenbildung und -substanz verringern. "Wenn immer möglich, verzichten wir bei Morbus Crohn auf Steroide und arbeiten mit Ernährungstherapie und Azathioprin", so Koletzko zur "Ärzte Zeitung".