Studie

Wie viel Fett und Eisen lastet auf Deutschlands Lebern?

Fettlebern sind hierzulande mittlerweile ein Massenphänomen, und auch die Eisenüberladung der Leber wird häufig festgestellt. Eine Studie der Universität Greifswald hat jetzt aktuelle Daten zu Prävalenz und klinischen Hinweisen geliefert.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Den Fettgehalt der Leber bestimmten Forscher mittels quantitativer MRT.

Den Fettgehalt der Leber bestimmten Forscher mittels quantitativer MRT.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

GREIFSWALD. Innerhalb der deutschen Bevölkerung liegt die Prävalenz für eine Fettlebererkrankung bei 42,2 Prozent, für eine Eisenüberladung der Leber bei 17,4 Prozent. Bei 9,3 Prozent wurde sowohl eine Fettleber als auch eine Eisenüberladung diagnostiziert.

Zu diesen Ergebnissen kamen Jens-Peter Kühn von der Uni Greifswald und Kollegen nach Auswertung von Daten der populationsbasierten Study of Health in Pomerania (SHIP).

Bei den 2561 Studienteilnehmern zwischen 42 und 62 Jahren war unter anderem mithilfe einer quantitativen MRT (confounder-corrected chemical shift-encoded MRT, CSE MRT) der Anteil an Fett und Eisen in der Leber bestimmt und die Prävalenz der Fettleber bzw. der Eisenüberladung nach Korrektur für die Wahrscheinlichkeit der Studienteilnahme errechnet worden (Radiology 2017; online 5. Mai).

Die Protonendichte-Fettfraktion (PDFF) gilt dabei als Maß für die Triglyzeridkonzentration im Gewebe, und deren Ansteigen im Rahmen einer bildgebenden Untersuchung als quantitativer Biomarker für den Leberfettgehalt. R2* (transversale Relaxationsrate = 1/T2*; T2 = transversale Relaxationszeit) steht in linearem Zusammenhang mit der Eisenkonzentration in der Leber.

Gleichzeitig erfolgen bei der CSE-MRT verschiedene Korrekturen für Störfaktoren dieser Analysen.

In Schweregrade eingeteilt

Entsprechend der gemessenen Parameter wurden die Befunde wie folgt in Schweregrade eingeteilt: Fettleber negativ bzw. Grad 0: PDFF = 5,1 Prozent; leichter Fettgehalt bzw. Grad 1: PDFF > 5,1 Prozent; mittlerer Fettgehalt bzw. Grad 2: PDFF > 14,0 Prozent; hoher Fettgehalt bzw. Grad 3: PDFF > 28,0 Prozent.

Als Anhaltspunkt für die Eisenüberladung galten entsprechend folgende Grenz- bzw. Schwellenwerte: Keine Überladung bzw. Grad 0: R2* = 41,0 sec-1; leichte Überladung bzw. Grad 1: R2* > 41,0 sec-1; mittelstarke Überladung bzw. Grad 2: R2* > 62,5 sec-1; schwere Überladung bzw. Grad 3: R2* > 70,1 sec-1.

Kühn und Kollegen errechneten eine mittlere PDFF von 3,9 Prozent (0,6–41,5 Prozent). Unter den 1082 Probanden, bei denen sie aufgrund ihrer Messungen eine Fettleber diagnostizierten, stellten sie bei 730 Teilnehmern (28,5 Prozent) eine leichte Form fest, bei 307 (12 Prozent) eine Fettleber mittlerer Ausprägung, und 45 Untersuchte (1,8 Prozent) ließen einen hohen Fettgehalt erkennen.

Diese Ergebnisse korrelierten mit bekannten Hinweisen auf ein metabolisches Syndrom wie etwa mit dem Verhältnis zwischen Taillenumfang und Körpergröße, dem Blutdruck sowie den Laborwerten für Alanin-Aminotransferase (ALT), Harnsäure und Serumtriglyzeride. Ihre Beobachtungen, so die Autoren, stützten die Hypothese, dass die Fettleber eine wichtige Komponente des metabolischen Syndroms sei.

Als mittleren R2*-Wert ermittelten Kühn und Kollegen 34,4 sec-1. Bei 376 Teilnehmern (14,7 Prozent) fand sich eine leichte Form der Eisenüberladung, bei 20 (0,8 Prozent) eine mittelgradige und bei 50 Probanden (2,0 Prozent) war die Leber schwer überladen.

 Diese Befunde korrelierten bei Männern und Frauen besonders deutlich mit dem mittleren korpuskulären Hämoglobin (MCH).

Weltweite Prävalenzen übertroffen

Die in dieser Studie ermittelten Prävalenzen der Fettleber übersteigen nicht nur den weltweit geschätzten Wert von 20 Prozent, sondern sogar die in der US-amerikanischen SHIP-Studie festgestellte Prävalenz von 29,9 Prozent.

Dabei zeigt sich ein geschlechtsspezifischer Unterschied: Während bei den Männern der Fettgehalt der Leber zwischen einem Lebensalter von 20 bis 50 Jahren kontinuierlich ansteigt, beginnt dieser Trend bei den Frauen erst mit 40 Jahren und setzt sich dann bis zum Alter von 65 Jahren fort.

Diese Befunde, so die Autoren, könnten der engen Verbindung zwischen Leberfettgehalt und Taille-Größe-Verhältnis geschuldet sein.

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