Antiepileptika-Kombination erhöht Risiko für Fehlbildungen

DÜSSELDORF (nsi). Schwangere mit Epilepsie, die mit mehreren Antikonvulsiva behandelt werden, haben ein höheres Risiko für Kinder mit Fehlbildungen als Frauen mit einer Monotherapie. Daher sollte vor der Schwangerschaft möglichst von einer Kombi- auf eine Monotherapie umgestellt und so niedrig wie möglich dosiert werden.

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Kinder epilepsiekranker Mütter haben doppelt so häufig Fehlbildungen wie Kinder von Frauen ohne Epilepsie, nämlich zu 3,3 bis 4,5 Prozent. In der Gesamtbevölkerung beträgt die Rate größerer Fehlbildungen bei Neugeborenen 1,5 bis 2,5 Prozent.

Ob epileptische Anfälle selbst oder hauptsächlich die Medikation das Fehlbildungsrisiko beeinflussen, sei derzeit unklar, sagte Dr. Stefan Stodieck aus Hamburg-Alsterdorf beim Neurologiekongreß in Düsseldorf.

Für Frauen mit Kinderwunsch oder Frauen im ersten Trimenon der Schwangerschaft eigneten sich zudem retardierte Präparate. Auch könne die Medikation auf mehrere Tagesdosen verteilt werden, so Stodieck. Zudem sollten die Frauen möglichst schon vor Konzeption Folsäure erhalten (2 bis 5 mg pro Tag).

Die bisher aussagekräftigsten Daten über Fehlbildungen bei Kindern epilepsiekranker Mütter stammen aus dem UK Register "New AED's in Pregnancy". Darin sind bislang prospektiv die Daten von etwa 2700 Schwangerschaften erfaßt worden, so Stodieck bei einem vom Unternehmen GlaxoSmithKline unterstützten Symposium.

Der Anteil großer Fehlbildungen bei Monotherapien betrug 3,5 Prozent und unterschied sich, wenn auch nicht signifikant, von einer Fehlbildungsrate bei Kindern nicht- behandelter epilepsiekranker Frauen (2,4 Prozent). Bei Monotherapie der Mütter mit Valproat traten bei knapp 6 Prozent der Kinder größere Fehlbildungen auf, mit Carbamazepin waren es 2,3 Prozent und mit Lamotrigin (Lamictal®) 2,1 Prozent.

Insgesamt habe die Fehlbildungsrate bei Zweifachkombinationen von Antiepileptika um 5,5 Prozent gelegen, bei Vierfachkombinationen steige sie auf mehr als zwanzig Prozent an, so Stodieck. Er appellierte an Kollegen, sich an der Sammlung von Daten beim zentralen europäischen Register für Schwangerschaften unter Antiepiletika (EURAP) zu beteiligen. Bislang sind dort erst einige hundert Schwangerschaften prospektiv erfaßt, einige tausend sollen es werden. Die Hälfte der Frauen habe erst in der Schwangerschaft mit einer Folsäureprophylaxe begonnen, was auf eine nicht optimale Beratung deute.

Weitere Infos zu EURAP unter www.eurap-germany.de

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