Eine frühe Therapie ermöglicht über Jahre ein normales Leben
In der Frühphase der Parkinson-Erkrankung lassen sich die Symptome mit dopaminergen Arzneien meist sehr gut lindern, und die Patienten können auch viele Jahre nach Therapiebeginn ein weitgehend normales Leben führen. Bei Patienten unter 70 Jahren wird eine Initialtherapie mit Dopamin-Agonisten empfohlen, bei älteren oder multimorbiden Patienten eine Therapie mit L-Dopa.
Veröffentlicht:Medikamentöse Erstbehandlung von Parkinson-Patienten | ||
Vorgehensweise |
70 Jahre* |
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Standardtherapie | Dopamin-Agonisten | L-Dopa mit Decarboxylasehemmer |
Bei ungenügendem Ansprechen | Ausdosierung, dann zusätzlich L-Dopa mit Decarboxylasehemmer | Ausdosierung, dann zusätzlich Dopamin-Agonisten |
In Einzelfällen bei sehr gering ausgeprägter Symptomatik | Amantadin oder Selegilin | Amantadin oder Selegilin |
Nach der Leitlinie Parkinson-Syndrome der Deutschen Gesellschaft für Neurologie *Biologisches Alter |
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Quelle: Kompetenznetzwerk Parkinson, Tabelle: ÄRZTE ZEITUNG | ||
Mit Dopamin-Agonisten oder L-Dopa beginnen? Das hängt vom Alter und der Komorbidität ab. |
Die Diagnose M. Parkinson ist für viele Patienten zunächst ein Schock. Die Betroffenen lassen sich jedoch häufig beruhigen, wenn man ihnen erklärt, daß ihre Lebenserwartung aufgrund der Krankheit nicht sinkt und daß ihre Lebensqualität mit modernen Therapien lange Zeit sehr hoch bleiben kann, so der niedergelassene Neurologe Dr. Alexander Simonow aus Herborn.
Sind Patienten mit neu diagnostiziertem Morbus Parkinson aufgrund der Krankheit bereits deutlich in ihrem Beruf eingeschränkt oder haben sie Probleme, im Alltag zurecht zu kommen, wird nach den neuen Leitlinien des Kompetenznetzes Parkinson der Beginn einer Therapie empfohlen.
Mit welcher Therapie begonnen wird, hängt wesentlich vom Alter der Patienten, von Begleiterkrankungen sowie von der Art und der Stärke der Symptome ab. So läßt sich bei milder Bradykinese und wenig ausgeprägtem Rigor der Beginn einer dopaminergen Medikation hinauszögern, wenn eine Monotherapie mit dem Glutamat-Antagonisten Amantadin (etwa PK Merz®) oder dem MAO-B-Hemmer Selegilin (etwa Movergan®) begonnen wird. Manifestiert sich der Beginn der Erkrankung zunächst mit einem leichten Tremor, kann auch ein Versuch mit Budipin (Parkinsan®) oder Budipin plus Selegilin unternommen werden, so Professor Heinz Reichmann von der Universität Dresden.
Führen die Symptome jedoch zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Patienten, ist eine Therapie mit Dopamin-Agonisten oder L-Dopa nötig. In den Leitlinien wird empfohlen, bei Patienten unter 70 Jahren, die keine schweren Begleiterkrankungen und keine kognitiven Defizite haben, mit einem Dopamin-Agonisten zu beginnen.
Der Grund: Im Vergleich zu einer Monotherapie mit L-Dopa kommt es nach einigen Jahren Therapie mit Dopamin-Agonisten seltener zu motorischen Komplikationen wie Dyskinesien und Wirkungsfluktuationen. Zudem ist bei jüngeren Patienten das Risiko pharmakogener Psychosen, wie sie mit Dopamin-Agonisten vermehrt auftreten können, geringer als bei Patienten über 70 Jahren. Ist dann in späteren Phasen zusätzlich L-Dopa erforderlich, wird eine deutlich geringere Dosis als bei einer L-Dopa-Monotherapie benötigt. Damit ist auch das Risiko für Dyskinesien geringer als bei eine L-Dopa-Monotherapie.
Bei Patienten im Alter von über 70 Jahren, bei Patienten, die kognitive Störungen haben oder multimorbid sind, wird dagegen eine initiale Monotherapie mit L-Dopa (etwa Madopar®, Nacom®) empfohlen. Die Substanz wird auch von älteren Patienten sehr gut vertragen und bessert bei 80 bis 90 Prozent der Patienten im Frühstadium die Symptome deutlich.
Der Vorteil dieser Strategie: Bei älteren Patienten ist das Risiko, daß sie mit L-Dopa Dyskinesien entwickeln, deutlich geringer als bei jüngeren Patienten. Mit Dopamin-Agonisten ist dagegen bei älteren Patienten das Risiko, pharmakogene Psychosen zu entwickeln, höher als bei jüngeren. (mut)