Dreifachtherapie hält Parkinson jahrelang auf

ULM (mut). Gute Neuigkeiten für Parkinson-Patienten: Wird gleich nach der Diagnose eine Triple-Therapie mit einem Dopamin-Agonisten, einem MAO-B-Hemmer und Amantadin oder Budipin gestartet, dann benötigen drei Viertel der Patienten auch zehn Jahre danach noch kein L-Dopa. Zudem bleiben die meisten in dieser Zeit arbeitsfähig.

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Das belegen erste, bislang noch unveröffentlichte Daten einer Untersuchung von Dr. Christian Oehlwein aus Gera. Und mit diesen Daten sorgte der Neurologe beim Parkinsonkongress in Ulm für eine Überraschung. Denn in der Regel benötigen die meisten Patienten bereits wenige Jahre nach der Diagnose L-Dopa.

Gerade aber für Patienten unter 70 Jahren birgt die L-Dopa-Therapie Gefahren: Mit einer L-Dopa-Monotherapie bekommt ein großer Teil von ihnen innerhalb weniger Jahre schwere Dyskinesien. Daher versucht man, eine L-Dopa-Therapie bei Patienten unter 70 Jahren so lange wie möglich hinauszuzögern. In der Regel beginnt man mit einer Therapie mit Dopamin-Agonisten.

Doch auch damit seien die Symptome nach drei Jahren so stark, dass 50 Prozent der Patienten zusätzlich auch L-Dopa benötigen, sagt Oehlwein. Mit seinem Therapieschema sei dies in drei Jahren jedoch nur bei etwa sieben Prozent der Fall gewesen.

Oehlwein zeigte dazu Daten von 141 Patienten, die er gleich nach der Diagnose zehn Jahre lang mit einer Tripeltherapie behandelt hatte. 89 der Patienten waren zu Beginn weniger als 60 Jahre alt.

Und so wurden sie behandelt: Sofort nach der Diagnose bekamen sie Selegilin (7,5 mg/d), vier Wochen später Amantadin (200 mg/d) und innerhalb von drei Monaten einen Dopamin-Agonisten - welcher, wurde individuell festgelegt. Patienten mit ausgeprägtem Tremor erhielten Budipin (30 mg/d) statt Amantadin. Die Dopamin-Agonisten wurden entsprechend der Beschwerden dosiert.

Das Ergebnis: Von den 141 Patienten, die bislang zehn Jahre behandelt worden sind, kamen in dieser Zeit 120 ohne L-Dopa aus, das sind 74 Prozent. Bei den übrigen 21 war die L-Dopa-Dosis recht gering, sie lag unter 250 mg pro Tag. Dies wirkte sich auch auf die Arbeitsfähigkeit aus: 62 Prozent der Patienten, die zu Beginn jünger als 60 waren, blieben noch mindestens bis zu ihrem 60. Lebensjahr berufstätig.

Der Erfolg der Therapie ließ sich zudem mit der Parkinsonsskala UPDRS messen. Zum Zeitpunkt der Diagnose hatten die Patienten im Schnitt einen Wert von 28 Punkten (leichte Symptome). Mit Therapiebeginn halbierte sich der Wert auf 14 Punkte und stieg innerhalb von fünf bis zehn Jahren nur langsam an.

Dass es mit der Triple-Therapie gelingt, die Progression der Erkrankung deutlich zu bremsen, lasse sich mit diesen Daten nicht eindeutig belegen. Dazu seinen Studien mit einem anderen Design nötig, so Oehlwein.

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