Deeskalationstherapie bei MS - aber wie?

BERLIN (djb). In der Stufentherapie bei Multipler Sklerose (MS) fehlen bislang gesicherte Strategien zur Deeskalation nach Mitoxantron-Behandlung auf die immunmodulatorische Basistherapie. Welche Option hier subkutan injiziertes Interferon beta-1a (Rebif®) bietet, soll jetzt in einer Phase-IV-Studie geklärt werden.

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Gibt es unter einer immunmodulatorischen Basistherapie mit Interferon beta Zeichen für die Verschlechterung der Erkrankung, muß die Basistherapie modifiziert werden.

Solch ein Anlaß besteht bei mehr als einem schweren MS-Schub mit funktionellen Einschränkungen pro Jahr, einer deutlichen Progression der motorischen oder kognitiven Einschränkungen - bewertet auf der EDSS (Expanded Disability Status Scale) - oder zusätzlichen Veränderungen im MRT.

Für die Modifizierung der Basistherapie kommen außer einer Dosis- und Frequenzerhöhung von Interferon beta eine zusätzliche Immunsuppression, etwa eine Kombination mit Azathioprin, oder eine wiederholte Kortison-Pulstherapie in Betracht. Das erklärte Professor Peter Rieckmann aus Würzburg bei einer von Serono ausgerichteten Veranstaltung in Berlin.

Sind diese Optionen ausgeschöpft, sei die Therapie-Eskalation mit dem immunsuppressiv wirksamen Zytostatikum Mitoxantron der empirisch gesicherte Weg, so Rieckmann. Wenn die kumulative Höchstdosis von 100 mg/m2 Körperoberfläche erreicht ist oder sich die Krankheit über mindestens ein Jahr stabilisiert hat, sollten wieder auf eine Basistherapie umgestellt werden.

Bisher gebe es dazu kaum Studiendaten, so Rieckmann. Nun ist dazu die REMAIN-Studie (Rebif Maintenance Therapie zur Stabilitätserhaltung nach Mitoxantron), im August an 14 deutschen MS-Zentren gestartet worden. 100 Patienten sollen darin aufgenommen werden. Es wird geprüft, ob Interferon beta-1a subkutan auch in der Deeskalation MS-Schübe verhindern kann.

Primärer Endpunkt ist die Zeit bis zum ersten Schub nach Studienbeginn. Sekundäre Endpunkte sind die Zahl der schubfreien Patienten, die Zahl der Läsionen im MRT und die Zeit bis zur bestätigten Progression entsprechend der EDSS.

Subkutanes Interferon beta-1a ist in den Dosierungen 22 µg und 44 µg dreimal wöchentlich wirksam bei schubförmig remittierender MS. Nach Langzeitdaten der PRISMS-Studie wird die Progredienz der Erkrankung signifikant verlangsamt und die Wahrscheinlichkeit neuer Schübe signifikant verringert.

Unbehandelte MS-Patienten kommen nach 15 Krankheitsjahren zu 50 bis 60 Prozent in ein sekundär-progredientes Krankheitsstadium. Das trifft bei subkutanen Interferon beta-1a-Injektionen nur für 20 Prozent zu.

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