Suchthelfer gegen Verordnung von Benzodiazepinen

MÜNCHEN (sto). Nach Schätzungen nehmen 40 Prozent der Opiat-Abhängigen auch Benzodiazepine ein. Bei Patienten unter einer Methadon-Substitution sind es immerhin noch 23 Prozent, so der Allgemeinmediziner Dr. Bernhard Piest aus Braunschweig. Der Benzodiazepin-Gebrauch ist dabei sehr problematisch: Er führt zu Mehrfachabhängigkeit und erhöht das Risiko für einen plötzlichen Drogentod.

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Opiat-Abhängige bekommen oft Benzodiazepine von Ärzten verordnet, die nicht an Substitutionsprogrammen teilnehmen, kritisierte Piest beim 6. Interdisziplinären Kongreß für Suchtmedizin in München.

Abgesehen von den negativen Folgen für die Suchtkranken würden durch die Verordnungen die Bemühungen der substituierenden Ärzte untergraben, betonte er. In Braunschweig wurde deshalb mit Ärztefortbildungen versucht, eine Änderung des Verschreibungsverhaltens zu erreichen.

An dem zweijährigen Projekt nahmen alle fünf in Braunschweig substituierenden sowie neun nicht-substituierende Ärzte teil. Während der zweijährigen Laufzeit gab es 13 Fortbildungen zum Thema. Von den substituierenden Ärzten verordnete zu Beginn ein Arzt an zwei Patienten Benzodiazepine. Von den anderen Ärzte erhielten jedoch 150 Patienten Benzodiazepine von sieben Ärzten.

Das Ergebnis der Fortbildung sei ernüchternd gewesen, räumte Piest ein: Zwar hätten während des Projekts zwei Ärzte mit zusammen 40 Patienten ihre Benzodiazepin-Verordnungen beendet. Zwei andere Ärzte hätten jedoch die Zahl ihrer Verordnungen gesteigert. Der Szenepreis für Benzodiazepine habe sich in dieser Zeit nicht verändert. Auch sei die Zahl der Drogentoten in Braunschweig konstant geblieben.

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