Kombipräparat verhindert Verstopfung bei Opioid-Therapie

BONN (hbr). Ein häufiger Nebeneffekt der Schmerztherapie mit Opioiden der WHO-Stufe III ist die Obstipation. Ihr sollte schon vom Beginn der Therapie an vorgebeugt werden. Eine neues Kombipräparat kann dies künftig erleichtern.

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"Man muß schon initial eine Begleitmedikation gegen Obstipation machen", so Dr. Gerhard Müller-Schwefe vom Schmerzzentrum Göppingen.

Denn im Gegensatz zu unerwünschten zentralen Wirkungen wie Müdigkeit, die im Lauf der Einnahme oft abklingen, gibt es bei Obstipation keine Toleranzentwicklung. Manche chronisch schmerzkranke Patienten belastet das so sehr, daß sie die Therapie abbrechen, sagte der Schmerztherapeut. Außerdem behindert die Obstipation die Resorption anderer Substanzen.

Abhilfe soll demnächst ein neuer therapeutischer Ansatz bieten, den Müller-Schwefe beim deutschen Schmerzgipfel in Bonn vorstellte: Targin® kombiniert in einer Retardtablette das Opioid Oxycodon mit dem Opioid-Antagonisten Naloxon, sagte er bei einer Veranstaltung von Mundipharma in Bonn. Das Präparat soll ab Oktober erhältlich sein.

    Opioid-Antagonist blockiert Rezeptoren in der Darmwand.
   

Naloxon bremst eine opioidinduzierte Obstipation, indem es die Opioid-Rezeptoren in der Darmwand blockiert. Die schmerzlindernde Wirkung von Oxycodon im zentralen Nervensystem dagegen bleibt erhalten. Systemische Folgen durch oral eingenommenes Naloxon sind nicht bekannt.

Die Bedeutung opioidinduzierter Obstipation belegen Zahlen. So plagt eine Verstopfung 80 bis 90 Prozent der Patienten, die starke Opioide der Stufe III erhalten, sagte Privatdozent Dr. Michael Überall aus Nürnberg. Aber nur jeder dritte erhält gegen die Obstipation eine Begleit-Medikation - obwohl das Problem so massiv werden kann, daß eine manuelle Ausräumung erforderlich wird.

In einer Befragung von 4613 Schmerzpatienten mit einer Opioid-Monotherapie gaben 95 Prozent der Teilnehmer eine Obstipation an. Sie wurden mit Oxycodon, Hydromorphon, Morphin, Fentanyl oder Buprenorphin behandelt. Bei zwei Dritteln war die Verstopfung stark bis extrem ausgeprägt.

60 Prozent der Patienten litten unter Bauchschmerzen. Bis zu 50 Prozent plagten sich mit Koliken und Krämpfen. Bei 80 Prozent waren die Beeinträchtigungen so stark, daß sie schlecht schliefen und eine schlechte Lebensqualität hatten.

Weil die Betroffenen dieses Tabuthema selten von sich aus ansprechen, sollten Ärzte gezielt danach fragen.

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