Jeden Tag Kopfweh

In 10 Schritten zur Schmerzkontrolle

Chronische tägliche Kopfschmerzen plagen zwei bis vier Prozent der Nordamerikaner und Europäer. Ein 10-Schritte-Plan hilft, die Beschwerden in den Griff zu bekommen.

Von Julia Rustemeier Veröffentlicht:
In 10 Schritten zur Schmerzkontrolle

© DDRockstar / Fotolia

ROCHESTER. Zu chronischen täglichen Kopfschmerzen (CDH) tragen unterschiedliche ätiologische Faktoren bei. Doch trotz aller Unterschiede sollen sich die meisten Schmerzen mit Hilfe des von Dr. Robert Sheeler von der Mayo Klinik in Rochester vorgestellten 10-Schritte-Plans diagnostizieren und behandeln lassen (Headache 2016; 56 (10): 1675-1684):

1. Ausschließen lebensbedrohlicher oder progressiver sekundärer Kopfschmerzen

2. Klassifizieren der primären Kopfschmerzen

3. Identifizieren der verschärfenden und erhaltenden Faktoren

4. Identifizieren von Komorbiditäten

5. Prüfen der momentanen akuten Therapie

6. Entgiften bei übermäßigem Medikamentengebrauch

7. Prüfen vergangener präventiver Therapieversuche

8. Erstellen eines Kopfschmerzplans mit akuten, präventiven und Lifestyle-Komponenten

9. Aufklären des Patienten und Anleitung zum Führen eines Kopfschmerztagebuchs

10. Initiieren eines regelmäßigen Follow-ups zur kontinuierlichen Verbesserung mit dem Ziel, kaum auf Medikation ansprechende, tägliche Kopfschmerzen in kontrollierbare episodische Kopfschmerzen zu verwandeln.

Nach Ausschluss sekundärer Kopfschmerzen können im nächsten Schritt CDH über die Frequenz und Dauer der Schmerzen klassifiziert werden. Treten diese länger als vier Stunden pro Tag an mehr als 15 Tagen im Monat auf, so fallen sie unter eine der Subkategorien der CDH.

Das Risiko für chronische Kopfschmerzen verstärken Faktoren wie ein erhöhter BMI, Depressionen, ein erhöhter Stresslevel, ein geringer soziökonomischer Status sowie zu wenig körperliche Aktivität oder Schlaf. So können weniger als sechs und mehr als acht Stunden Schlaf pro Nacht Kopfschmerzen verschlimmern.

Viele Patienten mit chronischen täglichen Kopfschmerzen greifen zu häufig zu Schmerzmitteln, was wiederum "medication overuse headaches" (MOH) bedingen kann. Zu den riskantesten Präparaten zählen koffeinhaltige, rezeptfreie Medikamente, Barbiturate und Opiate. Deshalb raten Sheeler und seine Mitarbeiter, die aktuelle Medikation des Patienten zu erfragen und bei übermäßigem Medikamentengebrauch eine Entgiftung zu starten. Zur Unterstützung können Therapeuten über kurze Zeit Kortikosteroide, NSAID oder Dihydroergotamin einsetzen.

Anschließend kann ein individuell auf den Patienten zugeschnittener Kopfschmerzplan erstellt werden, der präventive sowie akute Therapieoptionen enthält und auch auf die Optimierung des Lebensstils eingeht. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient sowie eine regelmäßige Kontrolle des Behandlungserfolgs helfen laut Aussage der Autoren dabei, langfristig eine gute Kontrolle über CDH zu erlangen.

Sekundäre Kopfschmerzen

Um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten, eignet sich laut eines Reviews US-amerikanischer Forscher die Gedächtnisstütze SNOOP4 zum Ausschluss sekundärer Kopfschmerzen:

Systemic illness, signs or symptoms: systemische Krankheiten oder Symptome

Neurologic signs and symptoms: neurologische Zeichen und Symptome

Onset suddenly: plötzliches erstes Auftreten

Onset after age 50 years or before age 5 years: erstes Auftreten im Alter von über 50 Jahren oder jünger als 5 Jahre

Previous or progressiv headaches: frühere oder progressive Kopfschmerzen

Precipitated by Valsalva maneuver: verursacht durch das Valsalva Manöver

Postural aggrevation: haltungsbedingte Verschlechterung

Papilledema: Stauungspapille

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Helme werden beliebter

Schädelhirntrauma: Präventionsprogramm zeigt erste Erfolge in Schulen

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen