Bei Bechterew gibt's häufiger Biologicals

MÜNCHEN (gvh). Bei der Therapie und der Versorgung von Patienten mit Morbus Bechterew hat sich innerhalb von anderthalb Jahren einiges verändert. So ist der Anteil der Patienten, die TNFa-Blocker erhalten, gestiegen. Cox-2-Hemmer werden hingegen weniger verordnet. Und: Jeder dritte Patient hat eine Komorbidität.

Veröffentlicht:
Frau mit schmerzendem Rücken.

Frau mit schmerzendem Rücken.

© Foto: sebastian kaulitzkiwww.fotolia.de

Um die aktuellen Trends in der Therapie und Versorgung von Patienten mit M. Bechterew (ankylosierende Spondylitis, AS) zu erfassen, wurden an Betroffene über das Mitgliedermagazin der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) Fragebögen verteilt. 908 Patienten antworteten (Akt Rheumatol 33, 2008, 53). Die Ergebnisse:

  • Komorbiditäten: Bei einem Drittel der Patienten ist M. Bechterew mit einer anderen Grunderkrankung verbunden. Fast jeder Fünfte hat auch eine Psoriasis, 13 Prozent eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung und 5 Prozent eine reaktive Arthritis. Als Begleitmanifestationen bei ankylosierender Spondylitis wurden angegeben: periphere Oligoarthritis (71 Prozent), Enthesitis (41 Prozent) und Uveitis (30 Prozent).
  • Patientenschulungen: Nur 44 Prozent der Patienten hatten jemals an einer krankheitsspezifischen Schulung teilgenommen, obwohl die Schulung als wichtiger Therapie-Bestandteil gilt. Die Autoren vermuten, dass diese Entwicklung mit dem steigenden Kostendruck auf die Rehabilitationszentren zusammenhängt.
  • Herkömmliche medikamentöse Therapie: Im Vordergrund stehen immer noch NSAR. Ihr Gebrauch ging geringfügig zurück. 2004 erhielten 63 Prozent der Patienten eine NSAR-Therapie, 2005 waren es 60 Prozent. Als Ursache vermuten die Autoren Restriktionen im Gesundheitswesen.

Der Gebrauch antirheumatischer Basistherapeutika (DMARD) blieb mit 16 Prozent unverändert, ging bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis mit rein axialer Form der Erkrankung von 13 auf 10 Prozent zurück. DMARD sind bei axialer ankylosierender Spondylitis nicht wirksam.

Die Nutzung Cox-2-selektiver NSAR sank in den 1,5 Jahren fast um die Hälfte. Als Grund werden die Berichte über kardiovaskuläre Risiken der Arzneien gesehen. Mehrere große Studien haben inzwischen allerdings belegt, dass das kardiovaskuläre Risiko von traditionellen NSAR und Coxiben ähnlich ist. Auch Radium-Therapien wurden seltener verordnet: Ihr Anteil sank von Anfang 2004 zum Ende 2005 von 0,8 auf 0,3 Prozent.

  • Radon-Therapie: 28 Prozent der Patienten hatten bereits an einer Radon-Therapie teilgenommen. Von diesem hohen Anteil waren die Forscher überrascht.
  • TNFa-Blocker: Signifikant zugenommen hat die Verordnung der drei bei M. Bechterew zugelassenen TNFa-Blocker. Hiermit wurden 2005 fast 9 Prozent der Patienten therapiert. 1,5 Jahre zuvor waren es etwas mehr als 5 Prozent. Allerdings lag die Abbruchrate bei einem Drittel.

Mehr Informationen zum Thema Rheuma unter www.rheumanet.org und ein Verzeichnis von Rheumatologen gibt es bei www.dgrh.de - "Praxis- und Klinikwegweiser" klicken

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer