Typische Symptome enttarnen die Fibromyalgie

PARIS (sir). Die vielen Gesichter einer Fibromyalgie wurden beim europäischen Rheuma-Kongress als Masken bezeichnet. Spätestens der Rheumatologe müsse sie enttarnen. Die Verdachtsdiagnose beim Hausarzt orientiert sich an Symptomen.

Veröffentlicht:

Zur chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie gehörten außer ausgedehnten Schmerzen und Hyperalgesie sowie Allodynie auch Symptomkomplexe wie Schlafstörungen, Fatigue, Depressivität, Steifigkeit, kognitive Störungen und emotionale Überlastung. Daran erinnerte Professor Geoffrey Littlejohn von der Uniklinik Melbourne in Australien.

Außerdem sei Fibromyalgie oft vergesellschaftet mit einem Reizdarm- oder Restless-Legs-Syndrom und - besonders schwer abzugrenzen - mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie Lupus. Für die Diagnose müsse man sich nicht an den vom American College of Rheumatology (ACR) geforderten elf druckschmerzhaften Triggerpunkten festklammern. Diagnoseweisend seien vielmehr die Symptome.

Frauen sind siebenmal so häufig betroffen wie Männer

"Vielleicht ist die Vielschichtigkeit der Fibromyalgie der Grund, warum die Betroffenen oft eine wahre Ärzte-Odyssee durchlaufen", vermutete Carole Robert, Gründerin und Präsidentin von "Fibromyalgie France" und seit 30 Jahren an dem Syndrom erkrankt. "Frauen sind siebenmal so häufig betroffen wie Männer - trotzdem wird auch bei ihnen eine Fibromyalgie oft übersehen." Sie selbst wies fast alle genannten Symptome auf. Trotzdem dauerte es bis zur Diagnose 13 Jahre.

"Natürlich gibt es noch weitere, ernste Differenzialdiagnosen, die abgeklärt werden müssen", so Littlejohn bei einem von Pfizer unterstützen Symposium. "Dazu gehören Tumorleiden, schwere Infektionen oder systemische Erkrankungen." Warnzeichen dafür seien ein hohes Alter bei Symptombeginn, nächtlicher Schmerz, Fieber, Gewichtsverlust und Tumorerkrankungen in der Anamnese. Auch diese Erkrankungen träten oft gemeinsam mit der Fibromyalgie auf und überlagerten diese, gab Littlejohn zu bedenken. Und: Bei jedem Patienten könne sich eine Fibromyalgie anders zeigen. Sie sei eben weder eine absolute noch eine Ausschlussdiagnose, so der Rheumatologe.

Sechs Triggerpunkte genügen

Zur positiven Bestätigung der Diagnose Fibromyalgie hat das American College of Rheumatology (ACR) Kriterien aufgestellt. Diese besagen auch, dass mindestens 11 von 18 speziellen "tender points" am Körper der Patienten druckschmerzhaft sein müssen, im Gegensatz zu Kontrollpunkten, die gerade dies nicht sein dürfen. Diese Definition sei geeignet für wissenschaftliche Studien, so Professor Geoffrey Littlejohn aus Melbourne in Australien.

Bei Anwesenheit typischer Symptome - chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen seit mehr als drei Monaten, körperliche und geistige Erschöpfung, nicht erholsamer Schlaf, Steifigkeitsgefühl der Hände oder Füße, reichten sechs schmerzhafte Triggerpunkte völlig aus für die Diagnose. Tatsächlich beobachte er selten mehr als acht oder neun schmerzhafte Triggerpunkte bei seinen Fibromyalgie-Patienten, manchmal seien es auch nur vier, berichtet der Rheumatologe. (sir)

Die aktuelle deutsche Fibromyalgie-Leitlinie gibt es hier: www.dgrh.de - auf Leitlinien klicken

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kanadische Kohortenstudie

Belastende Nichtgelenkschmerzen bei rheumatoider Arthritis

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer

Lesetipps
Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an