Sportmedizin

Sehnenschmerz – Zehn Dinge sollte man vermeiden!

Die optimale Versorgung von Patienten mit Tendinopathien ist noch umstritten. Nun hat eine australische Sportmedizinerin die zehn Don'ts bei der Versorgung der Patienten zusammengefasst. Sie setzt dabei auf aktive Rehabilitation.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Sehnenschmerz – Zehn Dinge sollte man vermeiden!

© Sebastian Kaulitzki - Fotolia

MELBOURNE. Über- und Fehlbelastungen sowie Verschleißerscheinungen sind vor allem bei Sportlern mit hohem Laufpensum eine häufige Ursache schmerzhafter Veränderungen an den Sehnen der unteren Extremitäten. Doch noch immer existiert keine Übereinkunft zur optimalen Behandlung bei diesen Beschwerden.

In jedem Fall sollte eine aktive Therapie mit gezielten Übungen erfolgen und die Rehabilitation konsequent durchgeführt werden. Wichtig sei es zudem, so Jill Cook von der La Trobe University in Melbourne, die Patienten über folgende zehn Punkte aufzuklären, die sich definitiv als nicht hilfreich erwiesen haben (Br J Sports Med 2018; online 23. Februar).

Das sind die 10 Dont's

  1. Komplette Ruhe Wer sich aufgrund seiner Schmerzen in vollständige Ruhe begibt, riskiert nicht nur die Versteifung der Sehne innerhalb von zwei Wochen sowie einen Funktionsverlust der kinetischen Kette. Auch die Muskelkraft lässt schnell nach und die Belastungsfähigkeit schwindet. Die schmerzhafte Belastung der Sehne soll zunächst verringert werden. An ihre Stelle treten aber isometrische Übungen. Hat der Schmerz nachgelassen, kann die Belastung langsam gesteigert werden, um die Funktionsfähigkeit der Sehne wieder herzustellen.
  2. Falsche Übungen Schon früh in der Rehabilitationsphase kann die Sehne durch langsame Übungen gering belastet werden. Sprünge, Sprints oder schnelle Richtungswechsel sind dabei allerdings zu vermeiden. Zudem ist darauf zu achten, dass der Sehnenansatz nicht komprimiert wird.
  3. Passive Maßnahmen Die Empfehlung passiver Maßnahmen führt dazu, dass der Patient selbst nichts zur Besserung seiner Beschwerden beiträgt. Auch die Belastungsfähigkeit der Sehne wird damit nicht gesteigert. Maßnahmen wie Elektrotherapie oder Eis bessern den Schmerz zwar vorübergehend. Bei erneuter Belastung tritt er aber wieder auf.
  4. Injektionstherapien In klinischen Studien konnte kein Unterschied zwischen der Wirkung von Substanzen und Placebo nach Injektion in die schmerzende Sehne nachgewiesen werden. Möglicherweise lässt der Schmerz kurzfristig nach, diese Maßnahme sollte aber nur in Betracht gezogen werden, wenn mit einem guten Übungsprogramm kein Erfolg erzielt werden konnte.
  5. Ignoranz gegenüber dem Schmerz 24 Stunden nach Überlastung der Sehne steigt der Schmerzpegel üblicherweise an. Nimmt der Schmerz beim täglichen Belastungstest auf einer Skala bis 10 um 2 oder mehr Punkte zu, sollte das verursachende Training reduziert werden. Eine Überlastung der Sehne entsteht vor allem beim Springen, Rennen und Richtungswechsel.
  6. Dehnung der Sehne Stretching führt zu einer Druckbelastung des Übergangs zwischen Sehne und Knochen, die sich ungünstig auf die Sehne auswirkt.
  7. Friktionsmassagen Bei einer überlasteten und irritierten Sehne kann der Schmerz durch die Reibung bei einer Friktionsmassage weiter zunehmen. Ein schmerzreduzierender Effekt auf lokale Nerven ist nur kurzfristig, bei höherer Belastung kehren die Beschwerden zurück.
  8. Bildgebende Verfahren Ultraschall oder MRT sind keine geeigneten Hilfsmittel zur Diagnostik von Tendinopathien. Auch die Gefäßversorgung oder eventuelle Einrisse geben keine Hinweise auf den Verlauf. Im Zuge der Behandlung ändert sich selbst bei nachlassendem Schmerz meist nichts an der Pathologie, die sich anfangs in der Bildgebung zeigte.
  9. Angst vor einer Ruptur Der Schmerz schützt den Patienten automatisch davor, die Sehne zu belasten. Tatsächlich spüren die meisten Menschen gar keinen Schmerz, wenn eine Sehne reißt und stellen sich deshalb auch nicht beim Arzt vor.
  10. Hetze bei der Reha Sehnen brauchen Zeit, um ihre Stabilität und Funktionsfähigkeit wiederzuerlangen. Dies kann zwar drei Monate oder länger in Anspruch nehmen, mit der richtigen und vollständigen Reha sind die Langzeitergebnisse aber gut.

Diese zehn Vorgehensweisen, so Cook, liefen in die falsche Richtung und behinderten ein progressives Programm zur Behandlung schmerzender Sehnen. Ein solches beginne mit Maßnahmen zur Muskelkräftigung und gehe dann in federnde Übungen über. Durch die stetige Anpassung der Ausdauer werde die Sehne über die Zeit adäquat belastet, was zu besten Langzeitergebnissen führe.

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