Prostatabiopsie

Viele Männer spüren "Nachwehen"

Beschwerden nach einer Prostatabiopsie sind häufig und manchmal so belastend, dass die Patienten ärztliche Hilfe suchen. Eine bessere Aufklärung im Vorfeld könnte diese Situation möglicherweise verbessern.

Veröffentlicht:

BELFAST. Mit der Zahl verdächtiger PSA-Tests steigt auch die Häufigkeit von Prostatabiopsien. Die meisten Daten zu möglichen Komplikationen nach der Entnahme von Gewebeproben stammen bislang aus kontrollierten, randomisierten Studien mit vorselektierten Patienten.

Eileen Morgan vom Northern Ireland Cancer Registry, Belfast, und Kollegen haben nun untersucht, welche körperlichen Beschwerden sich nach Routinebiopsien einstellen (Urol Oncol 2017, online 10. Juli).

Um diese Frage für den medizinischen Alltag zu klären, füllten die Patienten vier bis sechs Wochen nach der Prostatabiopsie einen Fragebogen aus. Darin wurden die Männer nach spezifischen körperlichen Beschwerden wie erhöhter Körpertemperatur, Schmerzen, Blutungen, erektiler Dysfunktion oder Harnverhalt im Anschluss an die Gewebeentnahme befragt.

Fast 9 von 10 mit Beschwerden

88 Prozent der 335 Patienten nach Biopsie, die den Fragebogen beantworteten, gaben mindestens eine Folgeerscheinung zu Protokoll. 21 Prozent berichteten sogar über mindestens drei Effekte. Am häufigsten genannt wurden Blutungen (80,0 Prozent) oder Schmerzen (42,7 Prozent). Durchschnittlich hielten die "Nachwehen" der Biopsie 5,3 Tage an, die längste Dauer wurde mit 46 Tagen angegeben.

Rund 21 Prozent der Männer mit nachträglichen Beschwerden gaben an, diese seien schlimmer gewesen, als sie sich dies ursprünglich vorgestellt hatten. 11,5 Prozent der Patienten hatten deswegen ihren Arzt oder einen Apotheker um Rat gefragt, 14,6 Prozent hatten ein Krankenhaus aufgesucht und 3,1 Prozent waren sogar stationär behandelt worden.

Im Mittel blieben diese Männer 5,4 Nächte in der Klinik. Der häufigste Grund dafür, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, war eine erhöhte Körpertemperatur.

Mehr Angst – mehr Folgeeffekte

Wie sich nach Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren in der multivariaten Analyse herausstellte, nahmen vor allem die Männer Folgeerscheinungen der Biopsie wahr, die besonders besorgt um ihre Gesundheit waren beziehungsweise unter Hypochondrie litten.

Diese Patienten berichteten mehr als doppelt so häufig über Effekte nach der Biopsie wie Männer mit geringem Angstlevel (Odds Ratio, OR 2,5). Auch wenn bereits mehrfach eine Biopsie durchgeführt worden war, wurden häufiger Beschwerden benannt (OR 2,0).

Patienten ab 65 Jahren dagegen standen dem Eingriff offenbar gelassener gegenüber. Jedenfalls beklagten sie nur halb so oft Folgeerscheinungen wie die Jüngeren (OR 0,50).

Morgan und Kollegen folgern aus den Ergebnissen ihrer Untersuchung unter anderem, dass Männer, denen eine Prostatabiopsie bevorsteht, besser über möglicherweise unangenehme Folgeerscheinungen aufgeklärt werden sollten. Ganz besonders wichtig, so die Autoren, sei diese Strategie bei ängstlichen Patienten. (St)

Mehr zum Thema

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen