Galenus 2013

Preise für Innovationen und Ideen

Mehr als 300 Gäste feierten die Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des CharityAwards. Auch eine Gelegenheit, eindringliche Wünsche an die nächste Bundesregierung zu artikulieren.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Dabei sein ist alles. Allein die Nominierung für den Galenus-von-Pergamon-Preis und den Springer Medizin CharityAward verspricht Anerkennung durch Herstellung von Öffentlichkeit: Neue Erkenntnisse aus der universitären Forschung wie auch Innovationen aus der pharmazeutischen Industrie bedürfen der medialen Begleitung und das gleiche gilt für ehrenamtliches Engagement.

Fraglos ist die Preisverleihung im Rahmen einer festlichen Gala-Veranstaltung im Axica-Konferenzzentrum in Berlin mit über 300 Gästen aus der Politik, der universitären Forschung, der pharmazeutischen Industrie, der Ärzteschaft und von den Krankenkassen der Höhepunkt.

Der wird aber erst nach einer langen Kampagne der Präsentation von Forschungsprojekten, Arzneimittelinnovationen und bürgerschaftlichen Engagements in der Gesundheitsversorgung erreicht.

Bis schließlich am Ende - wenige Stunden vor der Gala - die Entscheidung der Galenus-Jury fällt. Oder beim CharityAward die Leser der "Ärzte Zeitung" ihr Votum über den Preisträger abgegeben haben.

Als "eine Art von Nobelpreis" würdigte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Thomas Rachel (CDU), den Galenus-von-Pergamon-Preis. Die nominierten Projekte hätten entscheidende Impulse für den medizinischen Fortschritt gesetzt.

Die Nominierten stünden für Spitzenleistungen in der innovativen Medizin. Es sei die Strategie der Bundesregierung, Medizin und Informationswissenschaften zu integrieren und Akteure aus der Grundlagen- und klinischen Forschung, aus Universitäten, außeruniversitären Einrichtungen sowie aus der Industrie einschließlich der Start-ups zusammenzubringen.

Natürlich ist die Gala auch eine Gelegenheit, Wünsche an die Politik zu adressieren, etwa eine baldige Novellierung des AMNOG und der frühen Nutzenbewertung, wie der President Professional Businesses von Springer, Joachim Krieger, sagte.

Wichtige Anliegen der Forscher sind, den Pakt für Forschung und Innovation mit einem jährlichen Wachstum von fünf Prozent fortzusetzen und das Kooperationsverbot von Bund und Ländern in der Uni-Finanzierung aufzuheben. Und ein Vorschlag von Professor Christian Griesinger: "Deutschland sollte ein Einwanderungsland für hochqualifizierte Forscher werden."

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), Schirmherr des CharityAwards, sagte, die Springer-Gala zeige, was Gesundheit ausmache: Die Leistungen vieler Menschen, die weit über das Normale hinausgehen. Das zeichne nicht nur die Innovationen aus, sondern vor allem auch das bürgerschaftliche Engagement von Menschen, die Solidarität und Eigeninitiative lebten, um anderen zu helfen.

Kategorie Primary Care: Xifaxan®

Xifaxan® (Rifaximin) von Norgine zur Therapie bei hepatischen Enzephalopathien erhält den Galenus-Preis 2013 in der Kategorie Primary Care.

Rifaximin, ein darmselektives Antibiotikum, macht in der Indikation "hepatische Enzephalopathie" (HE) von sich reden.

Das Antibiotikum sei zwar schon lange bekannt, aber "es geht nicht nur darum, eine neue Substanz zu entwickeln, sondern auch darum, eine neue Therapie zu finden", sagte Professor Erland Erdmann vom Herzzentrum Köln, Präsident der Galenus-Jury. "Patienten, die an einer hepatischen Enzephalopathie leiden, können mit Xifaxan® prospektiv behandelt werden, und sie können auch therapiert werden. Das hat uns überzeugt, Xifaxan® den 1. Preis zuzusprechen."

Galenus-Jury-Mitglied Professor Georg M. Peters vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster wies darauf hin, dass die Rifaximin-Therapie nicht nur zu einer Halbierung der Durchbruch-Episoden einer hepatischen Enzephalopathie und der Hospitalisierungsrate führe, sondern auch zu langfristigem Remissionserhalt. Peters: "Dadurch kommt es zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität und einer Verminderung der Komplikationen der portalen Hypertension."

Die bakterizide Wirkung von Rifaximin auf diverse Bakterien, darunter auch Ammoniak produzierende Spezies, sorgt im Darm für eine reduzierte Produktion der Toxine. (DE/mal)

Kategorie Specialist Care: Kalydeco™

Kalydeco™ (Ivacaftor) von Vertex, geehrt mit dem Galenus-Preis in der Kategorie Specialist Care, hilft Mukoviszidose-Kranken mit G551D-Mutation.

"Mit Kalydeco™ haben wir zum ersten Mal eine Substanz, die bei Mukoviszidose in den pathophysiologischen Prozess, nämlich in die Störung des Chlorid-Ionen-Kanals, wirkungsvoll eingreift", lobte Professor Hartmut Lode aus Berlin, Mitglied der Galenus-Jury, den neuen Therapieansatz. Etwa vier Prozent der Patienten mit Zystischer Fibrose könnten damit behandelt werden, und in entsprechenden Studien habe eine deutliche Verbesserung der Lungenfunktion sowie auch eine Gewichtszunahme der Patienten nachgewiesen werden können, so Lode bei der Preisverleihung in Berlin.

Kalydeco™, zugelassen für Mukoviszidose-Patienten mit G551D-Muation im CFTR (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator-) Gen, greift kausal in die Pathogenese der autosomal-rezessiv vererbten Erkrankung ein.

Mutationen des CFTR-Gens verursachen Defekte des CFTR-Proteins, einem Chlorid-Transportkanal, der sich auf der Oberfläche etwa von Lungen- und Pankreaszellen findet. Durch die Störung der Funktion des Transportkanals wird das Sekret visköser. Ivacaftor bessert die Funktion des Chlorid-Ionenkanals, indem es dessen Öffnung verlängert und so den Transport von Chlorid-Ionen verstärkt. (DE/mal)

Kategorie Specialist Care: Perjeta®

Perjeta® (Pertuzumab) von Roche, das die Prognose bei HER2- positivem Mamma-Ca bessert, erhält den Galenus-Preis 2013, Kategorie Specialist Care.

Der monoklonale Antikörper Perjeta® ist in Kombination mit Trastuzumab und Docetaxel zur Therapie bei HER2-positivem metastasiertem oder lokal rezidivierendem, inoperablem Mamma-Ca zugelassen.

Bei HER2-positivem Karzinom blockiert Trastuzumab die HER2-vermittelte onkogene Signalkaskade. Umgehungsmechanismen ermöglichen es dem Tumor jedoch, trotz Trastuzumab-Therapie weiter oder erneut zu wachsen. Ein entscheidender Mechanismus für die Aktivierung der HER-Rezeptoren ist ihre Dimerisierung (Paarbildung).

Wie Trastuzumab bindet Pertuzumab an HER2-Rezeptoren, allerdings an einer anderen Domäne, und verhindert so die Dimerisierung. Dabei ergänzen sich die Wirkmechanismen beider Therapeutika, sodass die Signalübertragung umfassend unterbrochen und das Tumorwachstum gebremst wird.

Der Nutzen ist klar erkennbar. "In Studien mit der Pertuzumab-haltigen Behandlung konnte im Vergleich zu einer alleinigen Therapie mit Docetaxel und Herceptin® sowohl das krankheitsfreie als auch das Gesamtüberleben signifikant verbessert werden", fasste Professor Marion Kiechle von der TU München, Vizepräsidentin der Galenus-Jury, die wichtigsten Studienergebnisse zu Perjeta® zusammen. (DE/mal)

Kategorie Grundlagenforschung: Alport-Syndrom

Prof. Oliver Groß aus Göttingen und sein Team haben eine Therapieoption bei Alport-Syndrom entwickelt. Sie erhalten den Forschungspreis.

Mit dem Galenus-Preis 2013 in der Kategorie Grundlagenforschung werden Professor Oliver Groß von der Universitätsmedizin Göttingen und sein Team geehrt. Die Forscher haben die weltweit erste Option einer Pharmakotherapie beim Alport-Syndrom entwickelt, einer Erbkrankheit, die zu Niereninsuffizienz und zur Dialyse führt.

Es sei gelungen, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung erfolgreich auf die klinische Anwendung beim Menschen zu übertragen, betonte Professor Marion Kiechle aus München, Vizepräsidentin der Galenus-Jury."Die frühzeitige Gabe von ACE-Hemmern bei Kindern mit Alport-Syndrom verzögert die Dialyse-Pflicht um 18 Jahre und verbessert die Lebenserwartung. Dies hat dazu geführt, dass die Therapie mit ACE-Hemmern weltweit Standardtherapie bei Kindern mit Alport-Syndrom ist", so Galenus-Jury-Mitglied Professor Fred Zepp, Mainz, bei der Preisverleihung. (DE/mal)

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