Freie Hebammen in Bremen sehen ihren Berufsstand in Gefahr

BREMEN (cben). Die freien Bremer Hebammen sind am vergangenen Donnerstag für zwei Tage in den Streik getreten und erhalten nur einen Notdienst aufrecht. Damit folgen sie ihren Kolleginnen in Berlin, Baden-Württemberg, Thüringen und Nordrhein-Westfalen.

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Ihr Ziel: Öffentliche Aufmerksamkeit für die "akute Existenzbedrohung des Berufsstandes" und Druck auf die Krankenkassen und die Bundesregierung, teilte der Bremer Hebammenverband mit. Immer mehr freiberufliche Hebammen müssten ihre Arbeit aufgeben, weil die Honorare nicht Schritt halten mit den Ausgaben der Geburtshelferinnen für die Haftpflichtversicherung, Fortbildung und Qualitätssicherung.

Nach der letzten Prämienerhöhung der Haftpflichtversicherung hätten zehn Prozent der Hebammen aufgegeben, hieß es. "Gibt es nicht bald konkrete Maßnahmen, um die Situation der geburtshilflich tätigen Hebammen zu verbessern, werden weitere Kolleginnen ihre Arbeit aufgeben müssen, da sie nicht mehr davon leben können," sagte Valerie Stabel, Vorsitzende des Bremer Hebammenverbandes.

Für Schwangere werde es immer schwieriger, eine Hebamme zu finden, die sie bei ihrer Geburt zu Hause oder im Geburtshaus betreut oder sie in die Klinik begleitet. Zudem benötigten Mütter mit ihren Neugeborenen durch die kürzere Verweildauer im Krankenhaus nach einer Geburt dringend Betreuung durch freiberufliche Hebammen.

Die Hebammen fordern darüber hinaus den von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler versprochenen "Runden Tisch", an dem Ministerien, Vertreter der Kassen und der Hebammenverbände zusammenkommen sollen.

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Kommentare
Prof. Dr. Volker von Loewenich 29.03.201114:20 Uhr

Freie Hebammen

Hausgeburten und Geburten im Gebärhaus sind, mindestens für das Kind, deutlich gefährlicher als Geburten in einer geburtshilflichen Hauptabteilung. Deshalb ist die Angleichung der Haftpflicht-Versicherungs-Prämien an diejenige für ärztliche Geburtshelfer richtig. Wenn damit der Hausgeburtshilfe ein Riegel vorgeschoben wird, dann ist dies aus der Sicht der perinatalen Medizin und insbesondere der Neonatologie nur lebhaft zu befürworten. Freie Hebammen können dagegen von grossem Nutzen für die ambulante Nachsorge für Mütter und Neugeborene sein, wenn sie nicht nur als Hebammen, sondern auch noch als Kinderkrankenschwestern ausgebildet sind. In der Hebammenausbildung spielt die Neugeborenern-Medizin nur eine vernachlässigbare Rolle. Leider gibt es unter freien Hebammen noch viel zu häufig solche, die nach romantisch-naturseliger Ideologie wirken, wissenschaftlich fundierte Medizin verachten und bekämpfen, z.B. in dem sie von Impfungen abraten und sich einen Nebenverdienst durch den Vertrieb von für das Kind (nicht für die Hebamme!) nutzloser Mittel verschaffen. Auch hiergegen müsste energisch vorgegangen werden, nicht zuletzt auch im Interesse solider Hebammen, die bei ihren Hausbesuchen hervorragende Arbeit leisten und, wie ich es in meinem Umkreis regelmässig erlebe, auch gerne pädiatrischen Rat einholen.
Prof. Dr.med. Volker v. Loewenich, Kinder- und Jugendarzt spez. Neonatologie, Frankfurt am Main

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