Sechs Künstler interpretieren "Überlebenschancen im Bild"

Von Christian Schindler Veröffentlicht:

Im vergangenen Jahr hat die Pfizer Pharma GmbH in Kooperation mit dem Düsseldorfer Kulturamt Künstler aufgefordert, Werke zum Thema "Überlebenschancen im Bild" zu schaffen. Sechs der Arbeiten sind jetzt in einer gleichnamigen Ausstellung in der Berliner Charité zu sehen. Ende des Jahres sollen sie verkauft werden und der Erlös von 2500 Euro je Bild in die Einrichtung einer psycho-onkologischen Beratungsstelle in der Charité fließen.

Das erste der ausgewählten Bilder stammt von dem 1975 in Münster geborenen Benjamin Bohnsack, der inzwischen Meisterschüler bei Professor Siegfried Anzinger an der Düsseldorfer Kunstakademie ist. "Küsste" ist der Titel des Tempera-Werkes auf Leinwand. Die Küste teilt zwar das Bild in der Diagonalen, wobei das Wasser in den Himmel übergeht.

Was hier aber überlebt, ist die Erinnerung an Zärtlichkeit und an eine Person, die umso mehr mit Strand oder Fels verwächst, je näher der Betrachter an das Bild herangeht. Erst bei größerer Distanz ist die Frauengestalt wahrzunehmen. Ein Paradox: Je weiter man von dem Werk entfernt ist, desto intensiver registriert man das Überleben der Erinnerung des Künstlers an eine Begegnung mit einem anderen Menschen.

Ein gewölbter Vorhang weist auf die dahinter liegende Welt

"Vorhang" heißt ein Ölgemälde auf Nessel der ehemaligen Markus-Lüpertz-Schülerin Anke Berßelis, und tatsächlich ist das Bild erst einmal nichts anderes als das, was der Titel vorgibt. Dieser quadratisch gemusterte Vorhang scheint sich ein wenig zu wölben, was ein Hinweis auf eine ganze Welt, eine Vorstellung und auch nur eine banale Abstellkammer dahinter sein kann. Überleben hat mit Erinnern, manchmal mit dem Verstellen von Erinnerung und auch mit Ausblicken, realistischen oder auch irrealen, zu tun. An genau dieser Schnittstelle stehen die 95 mal 130 Zentimeter dieses Kunstwerks.

Keinen Titel hat die gebürtige Tokioterin Etsuko Watanabe ihrem kleinen Ölgemälde auf Holz (35 mal 45 Zentimeter) gegeben. Die ehemalige Gerhard-Richter-Schülerin hat ins Zentrum eine Person gestellt, die in einem Schlauchboot rudert. Das Gewässer überwölbt eine Kuppel, von der aus sich wieder Lichter im Wasser spiegeln. Assoziationen stellen sich hier ein an das Wasser und seine ruhigen Bewegungen, physikalische Voraussetzung für Leben und zugleich oft mythisches Bild für Schicksal und Zeit. Eine erstaunliche meditative Kraft geht von dieser kleinen Arbeit aus.

"Drive carefully" hat Birgit Jensen ihr Acrylbild genannt, auf dem ein Schild Autofahrer warnt - mit dem Zusatz: Come Back Soon. Dieses Zentrum des Bildes ist ein wenig nach rechts verrutscht und läßt links Platz für eine undurchdringliche Nacht. Unter dem beinahe fotografisch genau wiedergegebenen Warnschild sind die ungefähren Lichter einer Großstadt zu erkennen. Das Schild fordert nicht nur zum Überleben durch vorsichtiges Fahren auf, es "erzählt" auch von der Faszination städtischen Lebens und anderer Kulturen.

Ausschnitte, so unvollständig wie die eigene Erinnerung

Der ehemalige Penck-Meisterschüler Benjamin Nachtwey nennt seine zwölf mit Öl bemalten Hartfaser-Tafeln "Ornament". Die Ausschnitte zeigen unbeschwertes Strandleben, Ferien-Erinnerungen. Doch sie sind so unvollständig wie die Erinnerung mit ihren Lücken, und sie illustrieren das Gefühl, die Welt und das Leben doch immer nur in Bruchstücken erfassen zu können. Gleichwohl sind beide schön, und viel erscheint davon eben als Ornament, als Verzierung.

"Dunkel über leuchtend" nennt Silke Leverkühne ihr Eitemperabild auf Leinwand, das eine Gewitterwolke zeigt, die auf ein von der Sonne erleuchtetes Wolkengebilde trifft. Die 1953 in Rendsburg geborene Künstlerin interessiert sich vor allem für das Spiel von Licht und Farben und schöpft in ihren Arbeiten aus einem klassischen, kunst-historischen Fundus.

Die Ausstellung "Überlebenschancen im Bild" ist noch bis zum 1. Mai am Sauerbruchweg 3 des Charité Campus Mitte in Berlin (geöffnet 24 Stunden) zu sehen, danach bis zum 30. Juni an anderen Standorten in der Charité, bis November dann in anderen Kliniken und auf Fachkongressen.

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