Schwelbrand wurde zur Feuerwalze

DÜSSELDORF (dpa). Eigentlich scheint der Schwelbrand in einem Blumenladen des Düsseldorfer Flughafens schon erledigt. Doch der starke Rauch wird nicht weniger. Ein Feuerwehrmann will auf Nummer Sicher gehen. Er öffnet die Zwischendecke der Ankunftshalle, um einen Blick hinein zu werfen. Es ist der Beginn eines Infernos.

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Durch den Sauerstoff-Schub wird aus einem Schwelbrand eine Feuerwalze, die sich am 11. April 1996 in Sekunden durch die Halle frißt. 17 Menschen sterben, 88 werden verletzt. Die Schäden und die Kosten für den Wiederaufbau reichen an die rekordverdächtige Summe von einer Milliarde Euro heran.

Zehn Jahre später erinnert auf den ersten Blick nichts mehr an die Hölle aus Feuer und dioxinhaltigem Rauch. Das Zentrum des Düsseldorfer Flughafens ist ein 600 Millionen Euro teurer Neubau aus Stahl und Glas. Auf den zweiten Blick fallen tausende Rauchmelder, Sprinklerköpfe und triebwerkgroße Entrauchungsanlagen ins Auge, die den drittgrößten deutschen Airport inzwischen zu einem der sichersten der Welt machen.

Es gibt keine Zwischendecken und praktisch keine brennbaren Materialien mehr. Dafür einen Gedenkraum an die Opfer. Dorthin hat der Flughafen am 10. Jahrestag der Katastrophe die Hinterbliebenen zu einer Andacht eingeladen: Franzosen, Briten, Italiener und Deutsche.

Die Opfer waren zwischen sechs und 54 Jahre alt. Um 16.11 Uhr soll heute im gesamten Flughafen der Betrieb für eine Schweigeminute ruhen. Um diese Zeit waren vor zehn Jahren alle Uhren am Airport als Folge des Feuers stehen geblieben.

Insgesamt 600 Millionen Euro hat der Wiederaufbau gekostet. Zehn bis 15 Prozent davon verschlang der Brandschutz. Nicht nur am Flughafen, im ganzen Land Nordrhein-Westfalen wurden nach dem Großfeuer die Brandschutz-Auflagen verschärft.

Illegal eingebaute, brennbare Dämmstoffe und unzureichend abgesicherte Schweißarbeiten hatten die schwerste Brandkatastrophe auf einem deutschen Flughafen Realität werden lassen.

Gut fünf Jahre später schloß die Strafjustiz ihre Akten: Die Verantwortlichen kommen nach langem, pannenreichem Prozeß mit Geldauflagen davon. Nicht die Schuld eines Einzelnen, sondern eine Kette von Versäumnissen haben zu dem Unglück geführt, betont der Richter, als er das Verfahren einstellt.

Zivilrechtlich ist das Kapitel auch nach zehn Jahren noch nicht abgeschlossen. In 21 Zivilprozessen streiten sich vor allem Versicherungen nach wie vor um gut 100 Millionen Euro Schadenersatz.

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