Nicht Angst, sondern Hoffnung machen

Mehr als 57 000 Frauen werden jährlich mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Je früher der Krebs erkannt wird, desto höher die Heilungschancen. Doch nur jede zweite Frau zwischen 50 und 69 Jahren geht zum Mammografie-Screening. Die Ausstellung "Mitten im Leben" will das ändern.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:
Nicht Angst, sondern Hoffnung machen

© Kooperationsgemeinschaft Mammographie

Erschreckend und sehr fremd war es für die 63 Jahre alte Helga Hartmann, sich überlebensgroß auf einem zwei mal drei Meter Plakat zu sehen. Monate zuvor hat die renommierte Foto-Künstlerin Bettina Flitner sie gefragt, ob sie bei der Fotoaktion mitmachen würde. Sie hat sofort zugestimmt.

Hartman ist eine von zwölf Frauen, die sich für die Ausstellung "Mitten im Leben" fotografieren ließen. Die schwarz-weißen Portraits zeigen sie mit bloßen Schultern, mal lachend und lebhaft, mal ernst und nachdenklich, aber alle mit ihren besonderen Lebensgeschichten.

Welche Ziele und Wünsche sie haben, warum es sich lohnt, weiterzuleben, das haben diese Frauen in einem persönlichen Zitat zusammengefasst. Da ist beispielsweise Brigitta Altermann. "Jetzt leben! Wann sonst?", hat die 64-jährige Musikerin unter ihr Bild geschrieben.

"Wenn es plötzlich zu Ende wäre, nicht auszudenken, was mir alles entgehen würde." Oder Maria Cierpicka: "Solange wir leben, haben wir immer eine Chance. Auch für Schönes: Ich will noch tonnenweise Eis essen", erklärt die 51-Jährige Ernährungsberaterin, warum das Leben für sie lebenswert ist.

Die Plakataktion wurde von der Kooperationsgemeinschaft Mammographie initiiert. Die Ausstellung will nicht explizit für die Teilnahme am Mammografie-Screening werben. Sie soll Frauen zwischen 50 und 69 Jahre, also im Screening-Alter, dazu anregen, sich mit der Krankheit und der Möglichkeit, durch Vorsorgemaßnahmen das eigene Leben zu schützen, auseinanderzusetzen.

Die Fotokünstlerin Flitner ist auch persönlich von den Vorteilen der Früherkennung überzeugt.

Ihre Großmutter, eine energiegeladene und lebenslustige Frau, sei sehr elendig an Brustkrebs gestorben. "Das hat mich natürlich sehr geprägt", erzählt Flitner. Als die Anfrage des Mammographie-Referenzzentrums in Münster kam, habe sie auch deshalb sofort zugesagt.

"Ich wollte aber keine Bilder von Frauen mit amputierten Brüsten und Narben zeigen", erklärt Flitner das Konzept der Fotoserie. Die Fotografien sollten bewusst ein positives Gefühl vermitteln. Nicht die Angst soll den Ausschlag für eine Teilnahme am Mammografie-Screening geben, sondern eine bewusste informierte Entscheidung.

Die Unwissenheit sei ein häufiger Grund dafür, dass Frauen die Einladung in den Papierkorb werfen, sagt Lisa Regitz-Jedermann, Leiterin des Referenzzentrums Mammographie in Berlin. Das tut immerhin jede zweite anspruchsberechtigte Frau. Dabei ist Brustkrebs eine der häufigsten Todesursachen bei Frauen.

Die Kampagne soll daher für Frauen eine Anregung sein, sich mit dem Thema zu beschäftigen und die nächste Einladung zum Screening anzunehmen. So hat auch Siir Eloglu, eine der zwölf Frauen auf den Plakaten, erst durch das Fotoshooting angefangen, über die Vor- und Nachteile des Screenings nachzudenken.

Die Schauspielerin ist 50 Jahre alt und wartet auf ihr erstes Einladungsschreiben. Sie hat bereits entschieden, dass es nicht im Papierkorb landen wird. "Für mich ist es selbstverständlich," sagt Siir Eloglu, "ich werde hingehen".

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