Ausstellung in Münster

Sex als Motor der Evolution

Wie helfen verschwitze Shirts bei der Partnersuche? Eine Ausstellung in Münster hat die Antworten zu Sexualität von Mensch und Tier - und liefert Einblicke in die verschiedensten Facetten der sexuellen Fortpflanzung.

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Die neue Sonderausstellung "Sex und Evolution" zeigt im Eingangsbereich sich paarende Tiere. Die Ausstellung nähert sich dem Thema Sexualität ohne falsche Scham, aber nie anzüglich, sondern stets wissenschaftlich.

Die neue Sonderausstellung "Sex und Evolution" zeigt im Eingangsbereich sich paarende Tiere. Die Ausstellung nähert sich dem Thema Sexualität ohne falsche Scham, aber nie anzüglich, sondern stets wissenschaftlich.

© LWL/Oblonczyk

MÜNSTER. Bunte Vogelmännchen, imposante Geweihe, farbenfrohe Schmetterlinge, leuchtende Käfer, Gesänge und Brautgeschenke: Wozu soll das gut sein?

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt bis zum 19. Oktober 2014 die neue Ausstellung "Sex und Evolution" im LWL-Museum für Naturkunde in Münster.

Die Schau mit 450 Exponaten und Objekten widmet sich der "schönsten Sache der Welt".

Den Besucher erwarten Einblicke in die verschiedensten Facetten der sexuellen Fortpflanzung im Tier- und Pflanzenreich und deren Bedeutung für die Evolution. Und auch der Mensch mit seiner Sexualität ist Thema der Sonderausstellung.

Die Besucher erfahren, warum die aufwendige sexuelle Fortpflanzung trotzdem als "Motor der Evolution" sehr erfolgreich ist.

LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch: "Der entscheidende Vorteil von Sex aus biologischer Sicht ist, dass er es einer Art ermöglicht, Nachkommen mit unterschiedlichen Eigenschaften zu bekommen und sich damit besser an Veränderungen ihrer Umwelt anzupassen."

Wie Männchen ticken

Die Ausstellung zeigt auch, warum das "Schöne" oft nicht das weibliche Geschlecht ist, klärt auf, wie Männchen ticken und was Weibchen wollen und wie sie trotz unterschiedlicher Interessen am Ende doch zusammen finden.

Gezeigt wird zum Beispiel das skurrile Paarungsverhalten der Bettwanze ebenso wie die Verführungskünste des Laubenvogels. Die Besucher erfahren, was ein Liebespfeil ist und lernen, warum das Schnüffeln an verschwitzten T-Shirts Menschen mitunter bei der Partnersuche hilft.

Die unterschiedlichsten Strategien der Natur bei der Partnerwahl und Paarung werden vorgestellt und mit naturkundlichen Objekten, Fotos, Grafiken sowie interaktiven Medien und Mitmach-Stationen erklärt.

Kirsch: "Die Besucher betreten mit uns das Schlafzimmer der Natur." Konzipiert ist die Ausstellung ohne Alterseinschränkung für Familien mit Kindern, Studenten, Erwachsene bis hin zu Senioren.

Zwei Jahre bereiteten Lisa Klepfer und Dr. Jan Ole Kriegs unter der Leitung von Museumsdirektor Dr. Alfred Hendricks die Ausstellung vor.

Hendricks: "Sexuelle Fortpflanzung ist aufwändig und zeitraubend - trotzdem pflanzt sich die Mehrheit der Arten auf dieser Erde sexuell fort."

Wie Gesetze das Sexualleben der Menschen beeinflusst

"Was Sex angeht, hat die Evolution in der Natur viel Bizarres hervorgebracht. Auch das menschliche Sexualverhalten wurde im Laufe der Evolution sehr vielfältig", ergänzt Kriegs.

Die Ausstellung gebe Einblicke in die Rolle von Sex in verschiedenen Kulturen und wie Sitten und Gesetze das Sexualleben der Menschen beeinflusse.

Aus evolutionsbiologischer Sicht ist es das oberste Ziel aller Lebewesen, sich fortzupflanzen und die eigenen Gene an die nächste Generation weiterzugeben, erläutert Biologin Klepfer.

Im Laufe der Evolution hätten sich daher verschiedenste Fortpflanzungsstrategien entwickelt, etwa auch die asexuelle. Viele Pflanzen bilden Ableger, Bakterien und andere Einzeller vermehren sich durch einfache Zweiteilung.

Der Vorteil: Erfolgreiche Genkombinationen bleiben erhalten und eine mühsame Suche nach Fortpflanzungspartnern entfällt.

Skurriles Paarungsverhalten

Mitunter finden sich auch skurrile Paarungsverhalten, zum Beispiel bei Zwittern.

Weil sie Männchen und Weibchen zugleich sind, können sie sich mit jedem Artgenossen paaren. In der Regel übernehmen Zwitter bei der Paarung jedoch gerne die männliche Rolle, was zu merkwürdigen Verhalten führen kann: Weinbergschnecken stechen ihren Partner mit einem Liebespfeil, der diese verweiblicht.

Plattwürmer schmieren ätzendes Sperma auf den Rücken ihres Partners und wieder andere handeln mit ihren Eiern und Spermien.

Auch ist Homosexualität im Tierreich weit verbreitet: Bei über 1500 Tierarten wurde Homosexualität bereits wissenschaftlich dokumentiert, darunter Delfine, Giraffen und Pinguine.

Pinguine etwa brüten als gleichgeschlechtliches Paar erfolgreich fremde Eier aus und ziehen ihre Jungen groß.

Wie der Mensch kennen auch Tiere Geschenke zur Vermählung. Einige Beispiele zeigt die Ausstellung "Sex und Evolution" im LWL-Museum für Naturkunde in Münster. (eb)

Mehr Infos über die Ausstellung im LWL-Museum für  Naturkunde, Münster unter: www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de

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