Krank im Ausland

"Da darf nichts schiefgehen"

Dr. Michael Meyer leitet den Auslandsflugdienst des ADAC. Mit der "Ärzte Zeitung" sprach er über die Besonderheiten dieser Arbeit und darüber, wie Mediziner zu fliegenden Ärzten werden.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

Ärzte Zeitung: Welche Ausbildung bekommen Ärzte, damit Sie im Flugdienst arbeiten können?

Dr. Michael Meyer: Das sind alles Klinikärzte mit einem Minimum von zehn Jahren Berufserfahrung. Sehr viele sind Oberärzte in ihrer Abteilung. Sie sind alle Anästhesisten und Intensivmediziner, mit der entsprechenden Zusatzausbildung. Sie bekommen von uns dann für die Fliegerei noch eine spezielle Schulung. Das betrifft operative Abläufe und Sicherheitstrainings auf den Maschinen. Dort besprechen wir Szenarien, wo sich die Ärzte dann bei ihrer Tätigkeit im Flugzeug wiederfinden. Wenn das alles absolviert ist, können sie als Flugärzte eingesetzt werden.

Wie lang dauert die Ausbildung?

Die Schulung würde, wenn man sie en bloc machen würde, zwei bis vier Wochen dauern. Sie verteilt sich auf mehrere Blöcke. Zwei Tage sind zum Beispiel Sicherheitstraining und Theorieeinweisung. Da geht es um Organisation, Logistik, was ist im Ausland zu beachten, wie ist das mit den Pässen, Visa, mit der Ein- und Ausfluggenehmigung, Vor-Ort-Transporten oder Krankenhausabholungen.

Was bringen die Flugärzte sonst noch mit?

Sie müssen mindestens zwei Fremdsprachen sprechen. Neben Englisch ist das oft Französisch oder Spanisch, manche sprechen Russisch oder Arabisch. Sie müssen einen guten Leumund haben, da sie alle möglichen Zertifikate für Pässe, zusätzliche Pässe und Vorfeldgenehmigungen brauchen. Natürlich ist soziale Kompetenz wichtig. Wenn wir mit Bewerbern sprechen, klopfen wir da verschiedene Punkte ab. Unsere Einsätze können wir nur mit Leuten machen, auf die wir uns hundertprozentig verlassen können. Da darf nichts schiefgehen.

Wie viele sind derzeit im Einsatz?

Das sind 80. Ganz viele sind aus der Universitätsklinik Erlangen. Wir haben einen Vertrag mit der Klinik für das Stellen von Personal. Die Kollegen aus der Herzchirurgie und der Kardiotechnik sind auch alle von dort.

Sie sind für alle Ambulanzflüge weltweit zuständig?

Genau, das machen alles wir. Es werden auch Linienflüge betreut, das macht eine andere Ärztegruppe.

Kommt es jemals vor, dass die Kapazitäten nicht reichen?

Das haben wir noch nicht erlebt. Es kann sein, dass die Flieger knapp werden, dann müssen wir welche dazu chartern. Dafür haben wir feste Charterpartner.

Sie fliegen für die Versicherten. Fliegen Sie jemals für Nicht-Mitglieder?

Ich würde das nicht komplett ausschließen. Es gibt immer Notsituationen, wo wir helfen, wenn es nicht mehr anders geht. Dann aber im Auftrag. Aber im Prinzip stehen wir zu hundert Prozent für die Versicherten zur Verfügung.

Damit ist auch gewährleistet, dass es mit der Finanzierung größerer Einsätze klappt.

Genau, das ist alles durch die Versicherungsbeiträge abgedeckt. Dafür schöpfen wir aus, was medizinisch möglich ist. Wir hatten schon Fälle, wo wir mit einem Unfallchirurgen in die Türkei geflogen sind. Dort hat er einen Halo-Fixateur eingebaut. Das habe ich noch nicht gehört, dass so was schon mal jemand gemacht hätte. Wir holen die Ärzte über den Vertrag direkt von der Universitätsklinik. Genauso ist es beispielsweise bei der Mikrobiologie. Wenn wir ein mikrobiologisches Problem haben, geben wir es weiter und bekommen das entsprechende Ergebnis. Es ist eine Art Rundum-Paket, das gewährleistet, dass wir das Risiko minimieren können. Auf Null bringen kann man es nie. Aber das Setting trägt sehr dazu bei, dass wir so gut wie nie irgendwelche Zwischenfälle haben.

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