Rodrigues - eine kleine Anti-Streß-Insel

Die Insel Rodrigues, die zu Mauritius gehört, ist gleichermaßen ideal für faule Müßiggänger wie für Aktiv-Urlauber. Es gibt einsame Strände und optimale Bedingungen etwa für Taucher und Surfer.

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Schon der Anflug auf Rodrigues ist ein Erlebnis. Wie ein Heiligenschein umschließen Korallenriffe, an denen sich weiß aufschäumende Wellen brechen, das kleine Eiland. In allen Blautönen schimmert das Wasser in der Lagune, die zu den schönsten und größten der Welt zählt. Feine Sandstrände und sanfte Hügel prägen die Insel 600 Kilometer nordöstlich von Mauritius im Indischen Ozean. 17 kleine, unbewohnte Inseln liegen weit verstreut im flachen Wasser der 200 Quadratkilometer großen Lagune.

"Willkommen auf der Anti-Streß-Insel", begrüßt uns die Deutsche Carine Roussety, die hier vor einigen Jahren hängengeblieben ist und einen Einheimischen geheiratet hat. Inzwischen leitet sie eine eigene Reiseagentur und bringt Besuchern die Reize der neuen Heimat nahe. Ihren Tatendrang muß die dynamische junge Frau immer wieder dem gemächlichen Tempo auf der Insel anpassen. "Das Leben geht hier langsamer", erzählt die 30jährige. Hektik und Streß sind weitgehend unbekannt. Und das wirkt ansteckend. Schon nach wenigen Tagen stellt sich bei den Gästen eine angenehme Trägheit ein.

Anfang der 90er Jahre wurde damit begonnen, die Vulkan-insel für den Tourismus zu erschließen. Inzwischen haben auch deutsche Reiseveranstalter die Insel entdeckt, die zu Mauritius gehört. Pro Jahr besuchen etwa 250 Bundesbürger Rodrigues.

Die 105 Quadratkilometer große Insel eignet sich gleichermaßen für faule Müßiggänger wie für Aktiv-Urlauber. Zu bieten hat die Insel mehrere einsame, von Felsen umrahmte Strände, die teilweise nur nach langen Fußmärschen zu erreichen sind. Die fischreichen Küstengewässer gehören zu den attraktivsten Tauchgründen weltweit. Beliebt ist die Insel auch bei Kite- und Windsurfern, da an etwa 300 Tagen im Jahr ein frischer Wind weht.

Im Inneren von Rodrigues wechseln sich karstige, bis zu 400 Meter hohe Berge ab mit dicht bewaldeten Tälern. Die Vegetation rund um die Hauptstadt Port Mathurin erinnert an einen Garten Eden. Hier wachsen Papayas, Melonen, Zitronen, Granatäpfel, Bananen und Kokospalmen. An der Küste gedeihen Schraubenpalmen, deren Blätter zum Flechten von Körben verwendet werden.

Bis vor einigen Jahren kümmerten sich die Politiker von Mauritius recht wenig um die arme Nachbarinsel, auf der viele Alte weder schreiben noch lesen können. "Die Mauritier sprachen abfällig über die Bewohner von Rodrigues", erzählt Carine Roussety. Das änderte sich mit der neuen Regierung, die seit 2003 im Amt ist und seither große Summen in die Infrastruktur investiert hat.

Die meisten der etwa 40 000 Rodriguais sind Kreolen, Nachkommen von Sklaven und ihrer weißen Herren. Sie leben vor allem vom Fischfang und von der Landwirtschaft. Angebaut werden Zwiebeln, Chilischoten, Süßkartoffeln und Maniok. Fast jede Familie besitzt ein Schwein sowie Hühner und einige Ziegen. Eine Spezialität der Insel sind die Tintenfische, die ausschließlich von Frauen gefangen werden. Wie Wäsche werden die Tintenfische an Leinen zum Trocknen aufgehängt.

Schon um sechs Uhr abends bricht auf Rodrigues die Nacht herein. Innerhalb weniger Minuten ist es stockfinster. Dann gehen die meisten Bewohner bereits zu Bett, mit den ersten Sonnenstrahlen stehen sie wieder auf. An den Markttagen sind viele schon um Mitternacht auf den Beinen. Bepackt mit Obst, Gemüse und lebenden Tieren, machen sie sich von ihren Dörfern auf den Weg, um ab drei Uhr morgens in der Hauptstadt ihre Produkte feilzubieten.

Für unsere Verhältnisse sind die meisten Rodriguais sehr arm. Groß ist der Kontrast zwischen dem Komfort der wenigen Hotels und den einfachen Hütten, die oft nur aus einem Raum bestehen. Ein Fischer verdient nur 2000 Rupien im Monat, das sind knapp 70 Euro - soviel, wie eine Übernachtung in einem der besseren Hotels mindestens kostet. Die meisten Rodriguais verdienen ihr Geld deshalb auf der Mutterinsel Mauritius. Die Kriminalität ist auf der Insel gering, Touristen müssen keine Angst vor Diebstählen oder gar Überfällen haben.

Etwa 97 Prozent der Menschen bekennen sich zum Katholizismus und nehmen ihren Glauben sehr ernst. Am Sonntag sind die Gotteshäuser bis auf den letzten Platz gefüllt. Allein die Kirche Saint Gabriel faßt 2000 Menschen und ist damit das größte Gotteshaus in der Region des Indischen Ozeans. Unvergessen ist bis heute der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahre 1989, als er Ro-drigues einen dreistündigen Besuch abstattete. Etwa die Hälfte der Insulaner strömten damals in das Stadion der Ortschaft La Ferme, um der Messe beizuwohnen.

Der Tourismus hat das Leben der Menschen bisher kaum verändert. In nächster Zeit sollen weitere Hotels entstehen, ein Rummelplatz für Urlauber soll Rodrigues aber nicht werden. "Wir wollen Qualität und keinen Massentourismus", betont der Inselpolitiker Serge Clair. Hotelghettos soll es nicht geben, die Strände bleiben für alle zugänglich. Und kein Gebäude darf höher sein als die größte Palme.

Ulrich Willenberg

Reisetips

Rodrigues gehört zu Mauritius und liegt im Indischen Ozean, etwa 600 Kilometer nordöstlich von der Mutterinsel. Rodrigues ist etwa 105 Quadratkilometer groß und hat etwa 35 600 Einwohner. Hauptstadt ist Port Mathurin. Das Klima ist im Sommer tropisch. Die beste Reisezeit ist Mai bis November.

Anreise:

Mit Air Mauritius von Frankfurt/Main nach Mauritius. Von dort fliegt die Airline mehrmals täglich Rodrigues an. Infos unter der Telefonnummer 069 / 24 00-19 90 oder im Internet: www.airmauritius.com

Veranstalter auf Rodrigues:

Das Reisebüro Ecotourisme steht unter deutscher Leitung und organisiert Ausflüge, Mietwagen, Fahrräder und Gästezimmer.

Telefon: 00 230 / 831 28 01/02 Fax: 00 230 / 831 28 00 E-Mail: ecotours@intnet.mu Internet: www.mttb-mautourco.com

Reiseveranstalter:

DERTOUR bietet Individualreisen nach Rodrigues mit Unterkunft im Drei-Sterne-Hotel Cotton Bay. Preis pro Person und Nacht im Doppelzimmer ab 74 Euro.

Telefon: 069 95 88-00 Internet: www.dertour.de

Informationen:

Mauritius Informationsbüro Telefon: 07 00 / 62 8 74 84 87 E-Mail: mauritius@heringschuppener.com Internet: www.mauritius.net oder www.traumurlaub-mauritius.de

Medizintips

Mückenschutz rund um die Uhr

Touristen, die auf die Inseln im Indischen Ozean fahren, sollte man empfehlen, sich rund um die Uhr gut vor Stechmücken zu schützen. Tag- und nachtaktive Aedes-Mücken übertragen hier verschiedene Viren, etwa das Dengue-Virus und das Chikungunya-Virus. Beide Infektionen gehen mit Fieber und Gelenkschmerzen einher. Auf Nachbarinseln von Rodrigues ist die Zahl der Chikungunya-Infizierten in letzter Zeit gestiegen, die Infektionswelle auf La Réunion etwa klingt nach Angaben der Gesundheitsbehörden aber ab. Malaria gibt es auf Rodrigues nicht. (ug)

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