Giftige Quallen schränken Badefreude ein

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MARBURG (ug). Patienten, die der Kälte in wärmere Gefilde entfliehen, müssen dort mit gesundheitlichen Risiken rechnen, etwa durch Kontakt mit gefährlichen Quallen. Reisenden kann man praktische Tipps mit auf den Weg geben. Eine Flasche Essig in der Strandtasche kann bei Kontakt nütztlich sein.

An gefährdeten Stränden gibt es inzwischen oft Warntafeln vor Quallen und Kanister mit Essig.

An gefährdeten Stränden gibt es inzwischen oft Warntafeln vor Quallen und Kanister mit Essig.

© Foto: imago

Nach Kontakt mit einer Qualle sollten auf der Haut haftende Tentakel sofort mit Essig abgewaschen werden. Das inaktiviert die noch nicht entladenen Nesselzellen. Auf keinen Fall dürfen die Kontaktstellen mit Süßwasser gewaschen werden. Denn dann entladen sich die Nesselzellen.

Vor allem für Kinder ist der Nessel-Kontakt kritisch

Mit Strandurlaubern sollte man daher vor der Reise auch über Quallen sprechen. Besonders, wenn sie Kinder haben. Denn der Kontakt mit Quallen kann für Kinder sehr gefährlich sein. "Eine Qualle dosiert ihr Gift nicht", sagte Professor Dietrich Mebs vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Frankfurt am Main. "Ein Kind bekommt die gleiche Dosis Gift ab wie ein Erwachsener." Deshalb sind die Symptome bei Kindern schwerer, und die Mortalitätsrate ist bei ihnen wesentlich höher.

Schwere Vergiftung durch die Nesselzellen von Quallen ähneln Erfrierungen. Es kommt zu massiven Ödemen. Und: Es gibt kein Antidot gegen Quallengifte. Auch als Arzt könne man nicht viel machen, so Mebs auf dem 5. Marburger Tag der Reise- und Tropenmedizin. Mitunter ist sogar eine Amputation nötig.

Zu den hochgiftigen Quallen gehört die Portugiesische Galeere. Was aussieht wie ins Meer geworfene Plastiktüten ist der über dem Wasser liegende blasige Teil der Quallen. Darunter hängen bis zu 20 Meter lange Tentakel voller giftiger Nesselzellen.

Portugiesische Galeeren gibt es vor allem im Pazifischen Ozean, aber auch vor den Kanarischen Inseln und vor Portugal. Verbreitet sind sie auch in der Karibik. Und 1975 waren große Schwärme sogar vor der niederländischen Küste anzutreffen. Quallen treten zu bestimmten Jahreszeiten gehäuft auf. Zur Zeit seien viele Portugiesische Quallen vor Florida, so der Frankfurter Gifttier-Spezialist. An touristisch erschlossenen Stränden wird dann vor den Quallen gewarnt: "Beware Portuguese Man of War!" Das sollte man erst nehmen und nicht ins Wasser gehen.

Als Vorsichtsmaßnahme wird empfohlen, Lycra-Anzüge anzuziehen. In Australien, wo giftige Quallen häufig sind, sei das inzwischen üblich, sagte Mebs. "Das ist für uns Weißhäutige ja auch ganz günstig. Dann holt man sich nicht gleich einen fürchterlichen Sonnenbrand."

An australischen Stränden stehen oft Flaschen mit Essig

In Australien stehen an manchen Stränden alle 100 Meter blaue Flaschen mit Essig. "Den sollte man sofort anwenden, wenn einer schreiend aus dem Wasser kommt", rät der Toxikologe. Über alle Hautstellen, an denen Quallen-Tentakel aufliegen - das sieht aus wie eine glibberige Masse -, sollte sofort eine größere Menge Essig gegossen werden. "Dann wird das Gewebe Gelee-artig." So werden 80 bis 90 Prozent der noch nicht entladenen Nesselzellen inaktiviert. "Das Beste, was man machen kann, ist noch zusätzlich Backpulver drüber zu geben", rät Mebs.

Selten hat man jedoch eine Flaschen mit Essig zur Hand. Dann kann man auch versuchen, diese in der nächsten Strandbar zu besorgen.

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