Deutschland

Kein Stadt-Land-Gegensatz bei Bildung

Einen simplen Stadt-Land-Gegensatz gibt es bei der Bildung nicht. Gutachter raten, flexibel auf regionale Bedürfnisse zu reagieren.

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MÜNCHEN. Der Aktionsrat Bildung sieht keine großen Bildungsunterschiede zwischen Stadt und Land in Deutschland. „Vielmehr geht der Trend hin zu eher quartiersbezogenen Unterschiedlichkeiten“, heißt es in einem Gutachten, des von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ins Leben gerufenen Aktionsrats.

Die Experten haben untersucht, wie sich der Wohnort auf die Bildung von Kindern, Jugendlichen und Berufstätigen auswirkt.

Einen simplen Stadt-Land-Gegensatz gibt es nicht. Eine bildungsbezogene Benachteiligung ländlicher Regionen lasse sich nicht belegen, hieß es. Zwar gebe es auf dem Land weniger Abiturienten, dafür sei aber das Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten größer. Außerdem zielten Eltern von Kindern in diesen Regionen nicht im gleichen Ausmaß auf höhere Abschlüsse.

„Übrigens sind die Bildungsunterschiede innerhalb einer Stadt nicht selten höher als zwischen Stadt und Land.“ Aus Sicht der Experten muss das Bildungssystem künftig flexibler auf die regionalen Bedingungen und die Bedürfnisse vor Ort reagieren.

Klare Handlungsempfehlungen

Zumal sich die Rahmenbedingungen derzeit gravierend ändern: Viele Menschen zieht es vom Land in die Städte, vor allem im Osten verwaisen ganze Regionen.

Flüchtlinge wiederum werden gezielt auch in kleinen Ortschaften angesiedelt, hinzukommen strukturelle Unterschiede zwischen Stadt und Land. Die Experten haben klare Handlungsempfehlungen entwickelt. „Dabei ist es wesentlich, dass Interventionen rechtzeitig stattfinden“, betonen die Fachleute.

Denn die Prozesse der Binnenmigration und ihre Folgen könnten mittel- bis langfristige Entwicklungen zur Folge haben, deren kritische „Kipp-Punkte“ unter Umständen schneller als erwartet erreicht würden, ohne dass die Politik darauf vorbereitet wäre.

Der Aktionsrat empfiehlt für jeden Bildungsabschnitt im Leben eines Menschen konkrete Maßnahmen. „Denn das jeweilige Bildungsangebot ist ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen und Fachkräfte“, betont vbw-Präsident Wolfram Hatz.

So sollten Kindertagesstätten ausgebaut und mehr Personal gewonnen werden, Grundschulen auf dem Land auch durch die Zusammenlegung von zwei Jahrgängen gezielt erhalten werden.

Unterschiedliche Voraussetzungen der Schüler

In allen Kitas und Schulen solle verstärkt auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler geschaut werden. Wenn viele Kinder soziale Schwierigkeiten oder eine andere Muttersprache haben, sollten aus ihrer Sicht zusätzliche Mittel bereitgestellt werden.

Über deren Einsatz sollen die Einrichtungen dann auch selbstständig entscheiden dürfen - etwa für mehr Personal oder Förderangebote. Zudem sollten Lehrer besser für den Umgang mit schwierigen Schülern geschult werden.

Hochschulen sollten noch öfter Ableger in der Peripherie gründen und gemeinsam mit anderen Akteuren versuchen, Studenten nach deren Abschluss in der Region zu halten. Auch müssten Berufsschulen angemessen erreichbar sein.

Gegebenenfalls sei darüber nachzudenken, die Vielfalt an Ausbildungsberufen zu vereinfachen und berufsübergreifende „Grundbildungsjahre“ einzuführen. Eine wichtige Rolle spiele zudem gerade in der Erwachsenenbildung auch der Ausbau digitaler Bildungsangebote. (dpa)

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