Zweite Brandenburger Krankenhauskonferenz

Woidke: Krankenhausreform schnell voranbringen

Der Bund müsse die Krankenhäuser schon vor 2026 bei ihrer Umstrukturierung finanziell unterstützen, lautet Woidkes Forderung in Richtung Lauterbach.

Benjamin LassiweVon Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:
Brandenburgs Ministerpräsident Woidke hat seine eigenen Vorstellungen von der Entwicklung der Kliniklandschaft in seinem Bundesland.

Brandenburgs Ministerpräsident Woidke hat seine eigenen Vorstellungen von der Entwicklung der Kliniklandschaft in seinem Bundesland.

© picture alliance/dpa | Jens Kalaene (Archivbild)

Potsdam. Einen schnellen Wechsel von der Krankenhausfinanzierung durch Fallpauschalen auf eine bedarfsgerechte Finanzierung und eine finanzielle Absicherung der ambulant-stationären Versorgung hat Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gefordert. Nach der zweiten Brandenburger Krankenhauskonferenz, zu der am Montag Vertreter der 54 Krankenhäuser des Landes, der kommunalen Ebene sowie von ärztlichen Standesorganisationen in der Potsdamer Staatskanzlei zusammenkamen, sprach er sich für Nachbesserungen an dem von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgelegten Gesetzesentwurf zur Krankenhausreform aus.

Der Bund müsse die Krankenhäuser schon vor 2026 bei ihrer Umstrukturierung finanziell unterstützen. „Ich würde mir wünschen, dass der Bund den Transformationsfonds aus dem Bundeshaushalt finanziert“, sagte Woidke. „Das gebe genügend Sicherheit für alle.“ Derzeit plant der Bund eine Finanzierung des Fonds über die gesetzliche Krankenversicherung. „Wir stehen gemeinsam für unsere Brandenburger Krankenhaus- und Gesundheitsstandorte“, sagte Woidke vor Journalisten.

Ruf nach „nachhaltigeren Strukturen“

Die aktuelle Diskussion sei aber zu kurz gegriffen. Nur über Krankenhausstandorte zu diskutieren, werde auf Dauer nicht helfen. Vielmehr müsse man die Gesundheitsversorgung insgesamt in den Fokus nehmen. „Wir brauchen nachhaltigere Strukturen“, sagte Woidke. „Denn das Krankenhaus- und Gesundheitssystem steht vor riesengroßen Herausforderungen.“ Dazu zählte er den Fachkräftemangel und die finanzielle Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser im Blick auf die Ausbildung junger Mitarbeiter. „Ein Krankenhausstandort, der von einer Sanierung in die nächste geht, ist einfach nicht zukunftsfähig, weil nicht attraktiv für junge Menschen.“

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) erklärte, aus ihrer Sicht fehle vor allem eine nachvollziehbare Auswirkungsanalyse der geplanten neuen Krankenhausfinanzierung. Zudem greife das Gesetz tief in die Kompetenzen der Länder ein: Es müsse deswegen zustimmungspflichtig sein. Eine entsprechende Stellungnahme zum Gesetz wurde von allen 16 Bundesländern unterstützt. „Wir sind ein dünn besiedeltes Flächenland und Versorgung muss auch bei uns funktionieren“, sagte Nonnemacher. Es sei keine Alternative, die kleinen Krankenhäuser zu schließen und die Patienten nach Berlin oder Dresden zu verweisen.

Gegen „Fernsteuerung aus Berlin“

Der Vorsitzende des Brandenburger Landkreistages, Sigurd Heinze, betonte, dass die Krankenhausplanung Sache der Länder bleiben müsse. Eine „Fernsteuerung von Berlin aus“ werde nicht zum Erfolg führen. Der Chef der Landeskrankenhausgesellschaft, Dr. Detlef Troppens, erklärte, die derzeit geplante Reform dürfe nicht so kommen, wie sie geplant ist. „Für ein Flächenland wie Brandenburg wäre das ein Desaster.“ Die Lauterbachsche Reform habe keine Antwort für Bereiche, in denen es keine Kliniken mit 800 oder 1000 Betten. „Wenn diese Reform unverändert kommt, wird man der Bevölkerung sagen müssen, dass es in weiten Bereichen keine stationäre Versorgung mehr geben.“

Das Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung, Holger Rostek, erklärte auf Nachfrage, wenn ein Krankenhausstandort zu einem Gesundheitsstandort umgewandelt wird, werde der Schwerpunkt dort auf der ambulanten Versorgung liegen. „Wir brauchen dafür die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen, um entsprechend die Versorgung bedarfsgerecht gestalten zu können“, sagte Rostek. „Dazu gehört auch, dass die frei werdenden Mittel aus dem stationären Bereich in die ambulante Versorgung fließen.“ Nur über eine Krankenhausreform zu sprechen, sei zu kurz gesprungen. „Wir müssen die Möglichkeit erhalten, neue Versorgungsformen zu gestalten.“

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Klinikreform: Kampf um Lauterbachs Erbe

Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
In Deutschland gibt es immer weniger klinische Forschung. Was Deutschland hingegen zu leisten imstande ist, zeigte sich zuletzt bei der COVID-19-Pandemie: mRNA-basierte Impfstoffe wurden schnell entwickelt und produziert.

© metamorworks / stock.adobe.com

Handlungsempfehlungen

Deutschland-Tempo statt Bürokratie-Trägheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Wie das Vorgehen bei einem Makrophagen-Aktivierungssyndroms am besten gelingt, erläuterte Dr. Peter Nigrovic beim Rheumatologen-Kongress EULAR in Barcelona.

© Katja Schäringer

Rheumatologen-Kongress

„Es braucht ein Dorf, um Morbus Still zu verstehen“