"Bewegung ist ein Therapiekonzept, dafür braucht es Verordnungen"

HAMBURG (mut). Sport und Bewegung beugen nicht nur vielen Krankheiten vor, sie eignen sich auch ergänzend zur Therapie. Diese Erkenntnis setzt sich zwar immer mehr durch, doch gibt es für Patienten kaum ein Angebot an professionellen Trainingsprogrammen, hieß es beim Deutschen Sportärzte-Kongreß in Hamburg.

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Ein moderates Ausdauertraining kann den Blutdruck senken und die Lipidwerte wieder ins Lot bringen, durch eine gezieltes Bewegungsprogramm lassen sich Rückenschmerzen lindern und viel Bewegung hilft auch bei Depressionen. Das haben inzwischen viele Studien belegt.

Doch wenn Patienten nach einem entsprechenden Trainingsprogramm fragen, gebe es meist niemanden, der dafür zuständig ist, so der Tagungspräsident des Sportärzte-Kongresses, Professor Klaus-Michael Braumann aus Hamburg zur "Ärzte Zeitung".

"Man sollte sich im klaren sein, daß Bewegung ein echtes Therapiekonzept ist, und daß es dafür entsprechende Verordnungen braucht, in denen Intensität und Häufigkeit genau festgelegt sind", so Braumann.

"Es fehlen jedoch die juristischen Rahmenbedingungen, etwa, daß man Bewegungsprogramme als Heilmittel in die Heilmittelverordnung aufnimmt". Dagegen seien inzwischen genug Daten vorhanden, um zu sagen, welche Art und Intensität von Bewegung bei welcher Krankheit am besten geeignet ist.

Unklar sei jedoch oft, über welche Mechanismen Sport Krankheitssymptome lindert. Das ist das Thema vieler Arbeiten, die jetzt auf dem Kongreß vorgestellt werden. Ein Schwerpunkt ist auch Bewegung bei älteren Menschen.

Neue Daten bestätigen, daß auch Menschen, die erst im Alter mit Sport beginnen, ihre soziale Unabhängigkeit länger behalten und die Pflegebedürftigkeit hinauszögern. "Es ist also nie zu spät, damit anzufangen", so Braumann.

Der Kongreß dauert noch bis Samstag. Infos und Abstracts gibt es unter www.dgsp-kongress.de

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