Nordic Walking - haben die Stöcke wirklich einen Nutzen ?

MÜNCHEN (gvg). Sind die Skistöcke beim Nordic Walking nur ein Alibi? Eine neue Untersuchung deutet jedenfalls darauf hin, daß es zumindest mit dem oft postulierten Schutz der Kniegelenke nicht so weit her ist.

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In der Studie der Universitäten Magdeburg und Darmstadt sowie des biomedizinischen Labors des Unternehmens Adidas wurde bei insgesamt 15 Männern das durch den Einsatz von Skistöcken gekennzeichnete Nordic Walking (NW) mit dem normalen Walking, also zügigem Gehen, verglichen. Beides sind derzeit Trendsportarten.

Die Forscher analysierten das Bewegungsmuster der Studienteilnehmer mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitskameras. Außerdem wurden mit einer Kraftmeßplatte die auf den Boden einwirkenden Kräfte aufgezeichnet.

Angewandt wurde beim NW die gängige Diagonaltechnik, bei der der Stockeinsatz - ähnlich wie beim Langlauf - jeweils während der Abstoßphase des gegenseitigen Beins erfolgt.

Die Forscher, die ihre Untersuchung auf dem Jahreskongreß der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatische Sportmedizin vorgestellt haben, machten eine interessante Beobachtung: Tatsächlich war beim NW bei der Analyse der Drehmomente das maximale Abduktionsmoment im Kniegelenk in der Abstoßphase statistisch signifikant geringer, nämlich etwa um zwölf Prozent. Beim Abstoßen entlaste der Stock demnach tatsächlich das Gelenk, so die Wissenschaftler um Frank Kleindienst vom Unternehmen.

Allerdings: In der Landephase ist das maximale Abduktionsmoment beim NW signifikant größer, nämlich um etwa 13 Prozent, was die Untersucher mit den längeren Schritten im Vergleich zum herkömmlichen Walking erklären.

Auch die Rotationsbewegung des Oberschenkels gegen den Unterschenkel ist beim NW biomechanisch ungünstiger: In der Abstoßphase ist sie um 13 Prozent größer. Keine Unterschiede gab es dagegen bei den Belastungen des Sprunggelenks und der Metatarsophalangealgelenke.

Nordic Walking scheine demnach weder zu einer Entlastung der Knie- noch der Fußgelenke zu führen, so die Forscher. Sie weisen darauf hin, daß erhöhte Rotations- und Abduktionskräfte am Kniegelenk bei anderen Laufsportarten mit einer erhöhten Inzidenz des patellofemoralen Schmerzsyndroms (PFPS) einhergehen. Das sei für NW allerdings bisher nicht beschrieben.

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