Kommentar
Ja zu ehrlicher Standort-Debatte
Schulabbrecher, unterbezahlte Lehrer und unklare Theaterfinanzierung: all das sind real existierende Probleme in Mecklenburg-Vorpommern, und es gibt noch zahlreiche weitere. Sie zu verschweigen, wäre sinnlos. Die frühere Gesundheitsministerin Marianne Linke hat diese Defizite ausgerechnet in der Diskussion um den Ärztemangel angeführt und Lösungen angemahnt.
Sie hat Recht: ohne Lebensqualität und ohne angemessene Infrastruktur werden sich zu wenig Nachwuchsärzte davon überzeugen lassen, sich im Nordosten niederzulassen. Zugleich ist diese Diskussion gefährlich, weil damit vielversprechenden Bemühungen um ärztlichen Nachwuchs etwa an der Uni Rostock oder von KV leicht der Wind aus den Segeln genommen wird. Bei diesen Werbeveranstaltungen wird - auch das ist legitim - auf positive Seiten des Bundeslandes hingewiesen.
Nun droht das Risiko, dass diese Bemühungen ins Leere laufen. Nachwuchsärzte sollten sich deshalb am besten selbst ein Bild vor Ort machen. Denn die Diskussion hat auch einen Vorteil: In Mecklenburg-Vorpommern wird der Ärztemangel im Gegensatz zu anderen Regionen von der Politik nicht mehr ignoriert. Deshalb sind von dort auch früher Lösungen zu erwarten als woanders.
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