Kinder und Karriere - das braucht eine Menge Kreativität

WIESBADEN (HL). Familienfreundliche Arbeitsplätze sind noch keine Selbstverständlichkeit - aber die Arbeitswelt bewegt sich.

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Politik und Familie gelten gemeinhin als unvereinbar. Karriere geht nur auf Kosten der Familie. Doch in Berlin regiert auch eine junge Politiker-Generation mit, die mit der Tradition bricht. Einer dieser jungen Familienmenschen ist Philipp Rösler, Bundesgesundheitsminister und demnächst auch wohl FDP-Vorsitzender. Vor allem ist er stolzer Vater von Zwillingen.

Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, ist für die Röslers eine Organisationsfrage, wie man am Sonntag (1. Mai) beim Internistenkongress in Wiesbaden besichtigen konnte.

Familie Rösler ein gutes Beispiel

Politische Pflichten - Teilnahme an der Diskussionsveranstaltung "Chances" und der Kongresseröffnung - und Fortbildungsoptionen für die frisch gebackene Internistin Rösler werden mit einem Familienausflug verbunden. Die Kinder sind dabei. Beim Weg von der Rhein-Main-Halle zum Kurhaus bleibt der Dienstwagen stehen, Vater und Mutter Rösler machen den Weg zu Fuß, jeder ein Kind auf dem Arm.

Eine Polit-Idylle, mehr Schein als Wirklichkeit? Nicht ganz!

Der ärztliche Nachwuchs hat inzwischen so viel Selbstbewusstsein entwickelt, dass Arbeitgeber in den Krankenhäusern sich bewegen müssen, wenn noch alle Stellen besetzt werden sollen.

Berufsgenossenschaftsklinik Murnau hat Kindertagesstätte eingerichtet

Beim "Chances"-Symposion im Rahmen des Internistenkongresses wurden Beispiele vorgestellt und diskutiert, wie der harte Beruf des Arztes mit Familie und Kindern vereinbart werden kann. Dass dies möglich ist, glauben, so Dr. Cornelia Jaursch-Hanke von der Deutschen Klinik für Diagnostik derzeit nur etwa 14 Prozent der jungen Ärzte. Doch das ist nicht unabänderlich, wie Beispiele zeigen.

Etwa die Berufsgenossenschaftsklinik Murnau. Sie hat eine Kindertagesstätte eingerichtet, die bis in den Abend hinein und auch am Wochenende arbeitet - und die auch kranke Kinder betreut.

Das Ergebnis: Nach der Mutterschaft kehren 95 Prozent der der Ärztinnen wieder zurück an ihren Arbeitsplatz, die Hälfte davon sogar Vollzeit. Das Betreuungsangebot ist auf Babies ab zwei Monaten bis zu zehnjährigen Schülern ausgerichtet, etwa wenn die Eltern an Kongressen teilnehmen. Und es ist ein wirtschaftliches Erfolgsmodell: Rund 350 000 Euro spart die Klinik.

Ein anderes Problem betrifft die Organisation der Weiterbildung. Es gibt Mängel in der Rotation, es existiert häufig keine strukturierte und transparente Planung, ob die Weiterbildungsinhalte alle innerhalb angemessener Zeit erlernt werden, bleibt oft ungewiss, und offenbar geschieht es, dass Testate ausgestellt werden, obwohl die Anforderungen der Weiterbildungsordnung nicht erfüllt sind.

Einrichtung eines Weiterbildungs-Oberarztes

Eine Option, dies zu verändern, stellte der PJ-Stipendiat Kevin Schulte (Uniklinik Aachen) vor: die Einrichtung eines Weiterbildungs-Oberarztes. Dessen Aufgabe soll es sein, sich regelmäßig um Ärzte in der Weiterbildung zu kümmern, Rotationspläne aufzustellen und Weiterbildungsverbünde mit anderen Kliniken oder der ambulanten Medizin zu organisieren. Er soll seine jungen Kollegen auch hinsichtlich Fehlerkultur, bei Falldiskussion oder der Geräteeinweisung beraten.

Eine gute Idee, die aber an der hohen Belastung von Oberärzten scheitern könnte. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler will das Projekt mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft beraten.

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