Kommentar
Die Mär von der Kostenexplosion
Wenn Reformen von umlagefinanzierten Sozialversicherungen anstehen, haben Niedergangsszenarien Hochkonjunktur. Zu den häufig gepflegten Mythen gehört die Mär von der Kostenexplosion: Die Gesundheitskosten steigen im Alter, ein höherer Anteil älterer Menschen lässt die Krankheitskosten nach oben schießen. Bluten muss danach die immer kleiner werdende Zahl Berufstätiger.
Vor diesem Hintergrund ist die Botschaft einer Analyse des Statistischen Bundesamts von Bedeutung. Sie zeigt am Beispiel der Behandlungskosten im Krankenhaus, dass es ein Fehler ist, von steigender Morbidität auf explodierende Kosten kurzzuschließen.
Damit stützt die Untersuchung frühere Befunde, nach denen der demografische Effekt auf den Anstieg der Gesundheitskosten verhältnismäßig gering ist.
Statt Katastrophenszenarien zu pflegen, ist es sinnvoll, die Wechselwirkungen zwischen demografischem und gesellschaftlichem Wandel in den Blick zu nehmen. Damit wird nicht mehr das Fatum, dass eine Gesellschaft altert, sondern wie wir älter werden wollen, zum Gegenstand politischer Gestaltung.
Wer dabei Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Gesundheitspolitik zusammendenkt, ist auf dem richtigen Weg.
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