Bayern

Unbürokratische Prämie soll Hebammen locken

5000 Euro Gründerprämie sollen Hebammen erhalten, wenn sie sich in Bayern niederlassen. Die Landesregierung verspricht eine unbürokratische Umsetzung.

Thorsten SchüllerVon Thorsten Schüller Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Nachdem die bayerische Landesregierung kürzlich die Unterstützung von Hebammen durch Zahlung einer einmaligen Niederlassungsprämie in Höhe von 5000 Euro beschlossen hat, strebt das Gesundheits- und Pflegeministerium des Freistaats nun eine „möglichst unbürokratische“ und schlanke Umsetzung an. Wie ein Ministeriumssprecher auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ mitteilte, sollen die Hebammen bei der Beantragung der Prämie neben dem Nachweis der Berufserlaubnis lediglich die Niederlassung beziehungsweise Arbeitsstätte in Bayern nachweisen. Die Prämie soll ab September 2019 ausgezahlt werden.

Zur Finanzierung veranschlagt das Ministerium demnach pro Jahr Sachmittel in Höhe von 500.000 Euro. Insgesamt rechnet Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für das Hebammen-Gründerpaket mit einem Finanzbedarf von zirka einer Million Euro.

Mit dem Geld will die Staatsregierung eine flächendeckende Versorgung in der Hebammenhilfe sicherstellen und mehr Hebammen für eine freiberufliche Tätigkeit gewinnen.

Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2016 – der letzten zu diesem Thema – gibt es in Bayern laut Gesundheitsministerium zirka 2960 aktive Hebammen. Davon seien 731 in Kliniken angestellt und 2700 freiberuflich tätig. Etwa 1400 Hebammen seien freiberuflich in der Geburtshilfe aktiv. Insgesamt habe die Zahl der Hebammen in Bayern in den vergangenen Jahren stetig zugenommen.

Huml für akademische Ausbildung

Gegenüber der „Ärzte Zeitung“ spricht sich Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml zudem erneut für eine akademische Hebammenausbildung aus: „Die Arbeit der Hebammen hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Die Versorgungsaufgaben sind infolge des medizinischen Fortschritts immer komplexer geworden. Nicht zuletzt deshalb und aufgrund der selbstständigen Tätigkeit der Hebammen halte ich das Angebot einer hochschulischen Hebammenausbildung für dringend erforderlich.“

Ende November 2018 waren die Städte Landshut, Regensburg und München als erste Standorte einer akademischen Hebammenausbildung bekanntgegeben worden.

Haubrich: Es droht Zweiklassensystem

Für Christina Haubrich, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag, ist die Zahl der geplanten Hebammen-Ausbildungsplätze an Bayerns Hochschulen mit 100 allerdings „viel zu niedrig“ angesetzt. Damit stehe nicht allen angehenden und auch benötigten Hebammen der Weg an die Hochschulen offen. Es drohe ein Zweiklassensystem in der Geburtshilfe.

Huml sieht dagegen die Geburtshilfe in Bayern „flächendeckend und auf hohem Niveau gesichert“: Über 100 Krankenhäuser im Freistaat würden geburtshilfliche Leistungen anbieten. Die Ministerin stellte aber auch klar: „Wenn der Weiterbetrieb einer Geburtshilfeabteilung aus Sicht der Klinikverantwortlichen aus medizinischen Gründen aufgrund von Personalmangel nicht mehr verantwortbar ist, ist deren Schließung unausweichlich“. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ hatten in den vergangenen Jahren wegen fehlender Hebammen etliche Geburtshilfestationen im Freistaat schließen müssen.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System