Arzneizulassung

Die unterschiedlichen Maßstäbe der FDA

Einmal groß, dann wieder klein: Bei der Arzneizulassung in den USA ist an Studien alles dabei - von kleinen Analysen bis großen RCTs. US-Forscher sehen darin per se aber kein Problem.

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Buntes Potpurri: Für die Arzneizulassung erhält die FDA teils ganz unterschiedliche Studien.

Buntes Potpurri: Für die Arzneizulassung erhält die FDA teils ganz unterschiedliche Studien.

© Sven Baehren / fotolia.com

NEW HAVEN. Arzneimittelstudien, die bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zur Zulassung eingereicht werden, unterscheiden sich erheblich in ihrer Qualität. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse eines Forscherteams von der Yale School of Medicine in New Haven.

Der Untersuchung zufolge variiert die Evidenzstärke der Studien extrem - von kleinen, kaum nachprüfbaren Analysen bis hin zu großen randomisierten, doppelblinden Studien mit harten klinischen Endpunkten.

Die Autoren um den Mediziner Professor Joseph Solomon Ross hatten die Arzneizulassungen der FDA aus den Jahren 2005 bis 2012 unter die Lupe genommen. Basis für ihre Analyse war die öffentlich zugängliche Datenbank Drugs@FDA, aus der sich alle nicht vertraulichen Zulassungsdokumente entnehmen lassen.

In dem Untersuchungszeitraum hat die FDA 188 neue Arzneien für 206 Indikation zugelassen. Basis für die Zulassungen bildeten insgesamt 448 Wirksamkeitsstudien. Die meisten Zulassungen gab es in der Onkologie, Kardiologie und bei Arzneien gegen Infektionskrankheiten (19,9, 11,2 und 14,1 Prozent) (JAMA 2014; 311(4): 368-377).

Obwohl die Mehrzahl der Studien randomisiert (89 Prozent) und doppelblind (79,5 Prozent) war, gibt ein großer Anteil kleiner Studien den Autoren zu denken. "Wir haben herausgefunden, dass mehr als ein Drittel der Arzneien auf Basis von Einzelstudien ohne Replikation der Ergebnisse zugelassen wurden", sagt Nicholas S. Downing, Mitautor im Team von Ross.

Viele weitere Studien hätten kleine Patientenkollektive, liefen nur kurz oder seien auf Laborwerte oder Surrogatparameter ausgerichtet gewesen. Tatsächlich waren die primären Endpunkte bei 49 Prozent der Studien Surrogatparameter.

Klinische Endpunkte gab es nur in 29 Prozent, in den restlichen Studien, vorwiegend in der Psychiatrie und Neurologie, wurden klinische Skalen verwendet. Surrogate scheinen vor allem in der Onkologie beliebt zu sein. Dort beträgt der Anteil der Studien mit solchen Endpunkten fast 84 Prozent.

Teamchef Ross: "Wir haben außerdem herausgefunden, dass gerade einmal 40 Prozent der Zulassungen auf Studien zurückgehen, in denen die neue Arznei mit einer anderen Therapie verglichen wurde." Auf Studienebene waren es sogar nur knapp 32 Prozent, verglichen mit 55 Prozent der Studien mit Placebovergleich und 13 Prozent ohne Vergleich.

Spitzenreiter beim Vergleich mit bestehenden Therapien waren Zulassungsstudien für Arzneien gegen Infektionskrankheiten. In der Neurologie, Dermatologie, Kardiologie und für Arzneien gegen Autoimmunerkrankungen wurde vorwiegend mit Placebo verglichen.

"An der Einheitlichkeit der Evidenz hat es offenbar bei der FDA gemangelt", sagt Studienautor Ross. Seine Studie zeige "flexible Standards für den Zulassungsprozess" bei der FDA.

Per se wollen die Autoren das nicht schlecht finden. Denn die Flexibilität ermögliche es eben auch, potenziell effektive und lebensrettende schnell zuzulassen - ohne teure, zeitaufwändige RCT, "wenngleich solche Studien der Goldstandard sind", so die Autoren. Hilfreich könnten schnelle Zulassungsprozesse aber etwa bei Orphan Drugs oder auch speziellen Krebsformen sein. (nös)

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