Arthroskopie bei Gonarthrose

IQWiG sieht keinen Nutzen

Für die therapeutische Arthroskopie bei Gonarthrose kann das IQWiG im Vergleich zu nichtaktiven und den meisten aktiven Vergleichsinterventionen keinen Nutzen fest. Nur im Vergleich zur Injektion von Glukokortikoiden gebe es bei den Symptomen einen Anhaltspunkt für einen Nutzen.

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KÖLN. Der Nutzen der therapeutischen Arthroskopie bei Gonarthrose ist derzeit Gegenstand einer Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln. Jetzt hat das Institut vorläufige Ergebnisse veröffentlicht.

Danach lasse sich aus den vorliegenden Studien für die Arthroskopie bei Gonarthrose gegenüber den nichtaktiven und den meisten aktiven Vergleichsinterventionen kein Nutzen feststellen, teilt das IQWiG mit.

Lediglich im Vergleich zur Injektion von Glukokortikoiden in das Kniegelenk gebe es bei den Symptomen einen Anhaltspunkt für einen Nutzen der therapeutischen Arthroskopie.

Bis zum 9. Oktober 2013 können interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben.

Nutzen für Patientinnen und Patienten entscheidend

Das IQWiG untersuchte den patientenrelevanten Nutzen einer therapeutischen Arthroskopie mit Lavage und gegebenenfalls Debridement.

Zum Vergleich standen eine Scheinbehandlung, keine Behandlung oder andere inaktive Vergleichsinterventionen sowie aktive Behandlungen wie Lavage ohne Arthroskopie und Injektionen von Hyaluronsäure oder Glukokortikoiden ins Kniegelenk.

Bei der Frage nach dem Nutzen für die Patientinnen und Patienten seien mehrere Zielkriterien entscheidend gewesen, so das IQWiG: die Symptomatik der Gonarthrose, Schmerz und körperliche Funktionsfähigkeit sowie die globale Bewertung der Symptome anhand von validierten Instrumenten.

Weitere relevante Endpunkte für die Bewertung waren die gesundheitsbezogene Lebensqualität und unerwünschte Therapiewirkungen (etwa Kniegelenksinfektion).

Studienergebnisse nur eingeschränkt belastbar

Die IQWiG-Wissenschaftler identifizierten nach einer weltweiten Recherche zehn relevante Studien, alle randomisiert und kontrolliert (RCT). Insgesamt 1190 Patientinnen und Patienten nahmen daran teil, wobei die Spannweite von zehn Personen in einer Pilotstudie bis zu 351 in der größten Studie reichte.

Das mittlere Alter der Studienteilnehmer lag zwischen 46 und 66 Jahren. Die Studiendauer betrug sechs bis 36 Monate, die Hälfte der Studien lief über einen Zeitraum von zwölf Monaten.

Die Ergebnisse von sieben Studien seien mit Unsicherheit behaftet, teilt das IQWiG mit: Die Angaben zur Randomisierung blieben unklar und überdies seien die Patienten bei sechs dieser Studien nicht verblindet worden, das heißt sie und die Behandelnden wussten, ob sie die Arthroskopie oder eine Vergleichsintervention erhielten.

Außerdem seien Angaben zu Symptomen und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität nicht durch validierte Instrumente erhoben worden, so das IQWiG.

Kein Nutzen im Vergleich zu nichtaktiven Vergleichsinterventionen

In fünf Studien wurde als Vergleich zur therapeutischen Arthroskopie keine aktive Vergleichsintervention eingesetzt, sondern eine Scheinarthroskopie, eine diagnostische Arthroskopie oder keine zusätzliche Behandlung. Besonders die Studien, in denen nach einem kleinem Einschnitt am Knie die arthroskopische Operation nur scheinbar, in Wahrheit aber nicht durchgeführt wurde ("Placebo"-Operation), seien für die Bewertung aussagekräftig, berichtet das IQWiG.

Aus den häufig heterogenen Studienergebnissen für die Endpunkte Schmerz, körperliche Funktion und globale Bewertung der Symptome lasse sich kein Nutzen der therapeutischen Arthroskopie ableiten.

Die einzige Studie, die Daten für den Endpunkt Lebensqualität liefert, zeige keine Vorteile für die Arthroskopie. In Bezug auf unerwünschte Therapiewirkungen sei die Datenlage unzureichend, sodass keine eindeutige Aussage zum möglichen Schaden der therapeutischen Arthroskopie möglich sei.

Insgesamt lasse sich deshalb für die therapeutische Arthroskopie mit Lavage und gegebenenfalls zusätzlichem Debridement kein Nutzen im Vergleich zu einer nichtaktiven Vergleichsintervention feststellen.

Anhaltspunkt für Nutzen bei einer Vergleichsbehandlung

Die übrigen fünf Studien verglichen die Arthroskopie des Kniegelenks mit aktiven Maßnahmen. Aus den Studienergebnissen zum Vergleich mit Lavage, mit der oralen Gabe von Schmerzmitteln (NSAID) und mit der Injektion von Hyaluronsäure ins Kniegelenk lasse sich ebenfalls kein Nutzen der Arthroskopie ableiten, unter anderem weil die Daten teilweise sehr heterogen seien und deshalb keine eindeutigen Schlüsse zuließen.

Überdies fehlten in allen vier relevanten Studien Daten zur Lebensqualität und die Datenlage der einzigen Studie mit Angaben zu unerwünschten Therapiewirkungen sei unzureichend.

Nur der Vergleich mit der Injektion von Glukokortikoiden ins Kniegelenk habe sich ein Vorteil der Arthroskopie in Bezug auf einen Endpunkt ergeben: Allein bei der Symptomatik zeigt sich ein Nutzen, aufgrund des hohen Verzerrungspotenzials allerdings nur mit der Wahrscheinlichkeit eines Anhaltspunkts.

Hinsichtlich der Endpunkte Schmerz und körperliche Funktion ergebe sich kein weiterer Nutzen für die Arthroskopie, weil ein irrelevanter Effekt wegen der großen Streubreite der Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden kann.

Daten zur Lebensqualität liefere die Studie nicht und zu unerwünschten Therapiewirkungen sind keine Aussagen möglich, weil die Datenlage in dieser Hinsicht unzureichend ist. (eb)

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