Kommentar zum Antibiotika-Einsatz in der Tiermast

Der resistente Verbraucher

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:

Warum greifen die Menschen so gerne zur Hühnersuppe, wenn sie eine Erkältung haben? Weil die Vögel bis zum Kopf mit Antibiotika abgefüllt sind. Klingt witzig? Ist es aber ganz und gar nicht, wie der Bericht zur Antibiotikaminimierung zeigt.

Zwar ist der Verbrauch in der Tiermast gesamt seit 2014 deutlich zurückgegangen, nur eben bei Hühnern und Puten nicht. Schlimmer: Fast die Hälfte der dort eingesetzten Substanzen gilt in der Humanmedizin als Reserveantibiotika.

Zum Beispiel Colistin und Polymyxin B. Allein von diesen Polypeptidantibiotika haben die Mastbetriebe 2017 über 25 Tonnen an ihr Federvieh verfüttert. Ein Problem: Denn diese Wirkstoffe zählen zu den letzten noch wirksamen bei multiresistenten gramnegativen Keimen, etwa Acinetobacter baumannii.

Wer hat Schuld? Tiermäster, die es mit Antibiotikagrenzen nicht so genau nehmen? Ja, freilich. Sicher aber auch: der Verbraucher. Er ist es, der mit seinem Griff zum Zwei-Euro-Hähnchen vom Supermarkt jenen Anbietern recht gibt, die Tiere, vulgo Fleisch unter billigsten Bedingungen „herstellen“.

Mit ihrem „Veggieday“ waren die Grünen ja abgeblitzt. Vielleicht sollten sie es mit einem Appell an die Gesundheit versuchen und ihn „antibiotikafreien Tag“ nennen.

Lesen Sie dazu auch: Evaluation der Bundesregierung: Reserveantibiotika in der Tiermast ärgern die Ministerin

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