Prekäre Arbeitsbedingungen

Droht ein Notstand bei Physiotherapeuten?

Der Gesundheitsminister lädt zum Krisengespräch. Die Therapeuten haben bereits Stoff gesammelt.

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BERLIN. Gerade noch hat die Bundesregierung die Versorgungssituation in der Physiotherapie in ihrer Antwort auf eine Anfrage aus dem Parlament als "stabil" eingeordnet. Jetzt warnen Forscher der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin vor einer "Flucht" aus den Therapeutenberufen.

Die Arbeitsbedingungen der Therapeuten seien prekär. Es gebe aktuell bereits einen Fachkräftemangel, die Ausbildung sei teuer, die Inhalte veraltet, die Wertschätzung in der Gesellschaft gering und die Vergütung durch die Kassen zu niedrig.

Bereits Mitte September will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Therapeutenverbände zum Krisengespräch laden.

Mehr als 1300 Brandbriefe von Therapeuten hat Spahn in seiner erst kurzen Amtszeit bereits erhalten. Sie werden derzeit von Wissenschaftlerinnen der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin ausgewertet. Geschrieben haben die Briefe Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Angehörige weiterer therapeutischer Fächer.

Der Tenor sei eindeutig, hat die Hochschule am Mittwoch mitgeteilt: "Gibt es kein Umdenken, wird auf den Pflegenotstand ein Therapienotstand folgen".

Ziel der Forschung sei, die Situation der Therapeuten in Deutschland detailliert zu erfassen sowie Veränderungs- und Lösungsvorschläge aus den Reihen der Betroffenen zu systematisieren und in die gesundheitspolitische Debatte einzuspeisen.

Aus den Briefen werde deutlich, dass die anhaltend schlechten Rahmenbedingungen zunehmend zu einer Flucht aus den Therapeutenberufen führe. Das könne sich eine alternde Gesellschaft nicht leisten, kommentiert Professorin Heidi Höppner den Protest der Therapeuten.

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD bereits Verbesserungen für die Therapeuten angestoßen, unter anderem die Abschaffung des Schulgelds.

In der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Fraktion der Linken im Bundestag hatten die Autoren einräumen müssen, dass sie wenig bis gar nichts über die Entwicklung der Schüler- und Studentenzahlen wissen. Der Berufsbildungsbericht zeigt auf, dass bei den Physiotherapeuten die Schülerzahlen seit 2007 um rund ein Sechstel abgeschmolzen sind. (af)

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