Pädiater warnen vor Risiken durch Kohlenmonoxid-Leitung

In den Protest gegen eine Pipeline zwischen Dormagen und Krefeld mischen sich auch Mediziner ein. Ihre Sorge: Bei einem Unfall wäre die Versorgung nicht gesichert.

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KÖLN (acg). Kinder- und Jugendärzte sowie -psychiater in NRW machen gegen die umstrittene Kohlenmonoxid-Leitung von Bayer zwischen Dormagen und Krefeld mobil. In einem Offenen Brief appellieren die Mediziner aus dem Kreis Mettmann an die Landesregierung und Bayer-Chef Werner Wenning, die Inbetriebnahme der Pipeline zu stoppen. Der Bau ist zwar schon seit Dezember 2009 abgeschlossen. Im vergangenen Jahr konnten die Gegner des Projekts den Start jedoch durch ein Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf hinauszögern.

In dem Brief beklagen die Mediziner unzureichende Sicherheitsmaßnahmen beim Bau der Leitung und ein hohes Risiko für die betroffenen Anwohner. Sie bemängeln, dass bei einem Leck in der CO-Leitung die Firma Bayer entscheiden kann, ob und wann die Öffentlichkeit informiert wird - eine Kritik, die der Konzern zurückweist.

"Wir haben den Brief verfasst, weil sich die politische Konstellation in Nordrhein-Westfalen gerade ändert und wir etwas mit dem Schreiben erreichen können", sagt Dr. Martin Terhardt, Obmann der Kinder- und Jugendärzte im Kreis Mettmann. Die Mediziner kritisieren, dass Bayer mit den Risiken der Pipeline nicht sorgfältig umgehe. "Ein so tödliches Gift darf nicht durch dicht besiedeltes Gebiet, durch Wohngebiete und an Kindergärten vorbei geleitet werden", sagt Terhardt.

Die Gegner der Pipeline warnen davor, dass eine Kohlenmonoxid-Vergiftung selbst für erfahrene Ärzte schwer zu erkennen sei. Weil der Stoff geruchlos ist, brächten sich auch die Retter in Gefahr. In schweren Fällen sei eine Behandlung der Opfer in speziellen Sauerstoffüberdruckkammern nötig, von denen es in NRW im Moment nur zwei gibt. "Wir bitten die Volksvertreter dringend, die gesetzlichen Grundlagen für die CO-Pipeline zu korrigieren."

Entlang der Trasse, die zwischen Dormagen und Krefeld an Solingen, Hilden, Ratingen und Duisburg vorbei verläuft, haben etwa 110 000 Menschen in Listen gegen den Bau der Pipeline unterschrieben.

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