Hausärzte sollen Männer für Tabuthemen sensibilisieren

In einem Pilotprojekt sollen Hausärzte Fragebögen verteilen, deren Auswertung zeigt, ob ein Besuch beim Urologen angeraten ist. Bei Bedarf sollen sie eine entsprechende Empfehlung geben.

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NEUMÜNSTER (di). Ein Pilotprojekt in drei Ärztenetzen erprobt bundesweit die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Urologen. Ziel ist eine höhere Sensibilisierung der Männer für das benigne Prostatahyperplasie-Syndrom (BPS) und die Früherkennung.

Gestartet wird das Projekt im Frühjahr in Neumünster, Plön und Ludwigshafen. "Damit testen wir, ob wir anschließend in die Fläche gehen", sagt Dr. Axel Schroeder. Der Berufsverbandsvorsitzende der Urologen ist zugleich in der Genossenschaft Bund der Urologen und im Nord-Ostsee Prostatanetz aktiv, das an der Umsetzung mit den Netzen im Norden mitwirkt.

Bei dem Pilotprojekt geben Hausärzte aus den Netzen männlichen Patienten einen standardisierten Fragebogen (IPS-Score), dessen Auswertung anhand internationaler Aufgreifkriterien schnell erkennen lässt, ob eine Überweisung zum Urologen erforderlich ist.

Der organisatorische Aufwand für die Hausärzte ist laut Schroeder überschaubar: rund fünf Minuten sind dafür pro Patient erforderlich. In der Pilotphase nehmen nicht alle Hausärzte aus den Netzen teil. Probleme, Teilnehmer für den kostenlosen Test zu finden, gab es laut Schroeder aber nicht. "Wir sind in den Netzen auf großes Interesse für unser Pilotprojekt gestoßen", sagt Schroeder.

Er sieht in dem Projekt einen guten Ansatz für eine leitlinienorientierte Versorgung, für Behandlungspfade und eine intensivere Kommunikation zwischen Hausärzten und Urologen mit dem Ziel, Versorgungsdefizite auszugleichen.

Die Urologen erhoffen sich von den Empfehlungen der Hausärzte eine stärkere Sensibilisierung der gesunden männlichen Patienten für die Tabuthemen Blase und Prostataerkrankungen sowie für Früherkennung in ihren Praxen.

"Wenn der Hausarzt einen Termin beim Urologen empfiehlt, gehe ich davon aus, dass die Patienten dieser Empfehlung folgen", sagt Schroeder. Die drei Netze wurden gezielt ausgesucht, um Erfahrungen in Stadtnetzen (Ludwigshafen) sowie in der Fläche (Schleswig-Holstein) zu sammeln.

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