MB und KBV

Notfallversorgung scheint noch nicht ausdiskutiert

Im Vorfeld der am Mittwoch startenden Sondierungsgespräche für eine Regierungskoalition, dreht die Debatte um die Neuordnung der Notfallversorgung eine weitere Runde.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
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BERLIN. Auch nach dem Schulterschluss der Vertragsärzte mit den Krankenhausärzten passt zwischen die Positionen von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der des Marburger Bundes doch noch das eine oder andere Blatt Papier. Das machen aktuelle Äußerungen aus dem Marburger Bund deutlich.

"Wir nehmen die Sorgen der Menschen vor einer Ausdünnung der Krankenhausversorgung sehr ernst. Auch wir wollen kein Notaufnahmen-Schließungsprogramm", sagte MB-Vorstand Dr. Susanne Johna. Sie bezog sich auf eine Umfrage des Berliner Meinungsforschungsinstitut "forsa" im Auftrag des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Eine Mehrheit vor allem älterer Menschen hatte darin geäußert, mit längeren Wartezeiten zu rechnen, wenn die Notfallambulanzen an vielen Krankenhäusern von einer geringeren Zahl Integrierter Notfallzentren abgelöst werden würden.

Die Klarstellung erfolgte als Reaktion auf die Äußerung von KBV-Chef Dr. Andreas Gassen, "hunderte Notfallambulanzen" an Kliniken könnten geschlossen werden, wenn gleichzeitig flächendeckend Integrierte Notfallambulanzen eingerichtet würden, wie sie der Sachverständigenrat für Gesundheit Anfang September vorgeschlagen hat. Diese an Krankenhäusern zu betreibenden Zentren sollen Patienten in die jeweils zuständige Versorgungsebene steuern. Zuständig sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen sein, um Interessenskonflikte der Klinikärzte zu vermeiden.

Derzeit gibt es in Ärzteschaft und Selbstverwaltung dazu folgende Positionen:

- KBV und Marburger Bund haben ein Konzeptpapier für eine "Integrative Notfallversorgung entwickelt. Ziel sind gemeinsame medizinische Anlaufstellen von Vertrags- und Krankenhausärzten an Krankenhäusern. Die telefonischen Notrufnummern sollen im Hintergrund so vernetzt werden, dass auch dort schon eine qualifizierte Ersteinschätzung getroffen werden kann.

- Die KBV geht davon aus, dass nach der Einrichtung solcher Notfallzentren hunderte von Notfallambulanzen an Kliniken geschlossen werden könnten. Zudem fordert sie die Verantwortung für die Führung integrierter Strukturen. Das sei Teil des Sicherstellungsauftrags. Gleichzeitig betont KBV-Vorstand Dr. Stephan Hofmeister, dass kein Schockraum, keine Stroke Unit oder Chest-Pain Unit angetastet werden solle.

- Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sieht keinen Grund für weitreichende Änderungen des status quo. Die Notfallversorgung der Krankenhäuser sei flächendeckend präsent. Zudem verfügten die Kliniken über tief gefächerteDiagnostik und modernste medizintechnische Ausstattung, betont DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum.

- Der Marburger Bund will kein "Notaufnahmen-Schließungsprogramm". In Notaufnahmen kommen in der Regel schwer kranke oder verletzte Menschen an, die vom Rettungsdienst oder per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Der MB betont aber gleichzeitig, dass die Bereitschaft der Bevölkerung zu einem Umdenken bei der Inanspruchnahme der Notfallstrukturen nur dann gestärkt werden könne, wenn deutlich werde, dass qualitative Aspekte und nicht ökonomische hinter der Neuorganisation stünden.

- Der Verband leitender Krankenhausärzte (wiederum) kann sich nicht mit dem Vorschlag anfreunden, dass die KV in einem von Vertrags- und Klinikärzten betriebenen Notfallzentrum den Hut aufhaben soll. Das sei schon aus haftungs- und weisungsrechtlichen Gründen nicht möglich, sagt VLK-Vize Michael Weber.

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Versorgungskrankenhäuser führt die Deutsche Krankenhausgesellschaft in einer Statistik auf. Sie verfügen in der Regel über Notfallambulanzen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Semantische Nebelkerzen beim Thema Bereitschaftsdienst

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