Kommentar – Entwurf des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG)
Formel mit Unbekannten
Die Rechnung von Jens Spahn geht so: Mit der Ausweitung der Sprechzeiten sollen Patienten schneller einen Termin bekommen. Ein Leistungsversprechen, für das die Politik am Ende kaum den Kopf hinhalten wird. Denn es sind die niedergelassenen Ärzte, die die zusätzlichen offenen Sprechstunden in einem eher Termin getriggerten Praxisalltag abbilden müssen. Geht das überhaupt?
Glaubt man den Zahlen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung, bieten gerade einmal 8,1 Prozent der Einzelpraxen Praxisbetriebszeiten von unter 25 Stunden pro Woche an. Der Mittelwert liegt bei knapp unter 40 Stunden. Und wie sieht's mit der Zeit aus, die Ärzte beim Hausbesuch verbringen? Auch das muss berücksichtigt werden. Zudem sind Praxisöffnungszeiten nicht unbedingt Patientenbetreuungszeiten. Und wer kontrolliert das Ganze?
Garniert wird das Paket mit der Aussicht auf 500 bis 600 Millionen Euro mehr, just der Summe, die die KBV in diesem Kontext schon einmal aufgerufen hat.
Davon müssen jetzt nur noch die Krankenkassen überzeugt werden. Doch die schalten bislang auf stur und begleiten die Diskussion mit dem Totschlag-Argument: alles nur ein Verteilungsproblem. Das ist wenig zielführend.
Man darf gespannt sein, ob die Rechnung des Ministers aufgeht.
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