Glasnost bei Heil- und Hilfsmitteln

KV will „Steuerung vorher statt Prüfung hinterher“

Das Verordnen von Heil- und Hilfsmitteln soll transparenter werden. Die KV Bayerns sieht die Wirkstoffvereinbarung als Modell.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Makroaufnahme eines Auges: Die KV Bayerns will mehr Durchblick bei Heil- und Hilfsmittelverordnungen.

Makroaufnahme eines Auges: Die KV Bayerns will mehr Durchblick bei Heil- und Hilfsmittelverordnungen.

© AlexAndrews / Getty Images / iStock

MÜNCHEN. Mehr Transparenz in Sachen Heil- und Hilfsmittelverordnung fordert die KV Bayerns für ihre Vertragsärzte. Das teilte KV-Vorstandschef Dr. Wolfgang Krombholz bei der Jahres-Pressekonferenz mit.

Das seit dem Jahr 2017 etablierte Prüfvorgehen sei zu ungenau. „Ich möchte da keine vernebelte Stelle mehr haben“, konstatierte Krombholz im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“. Daher würden die bereits laufenden Verhandlungen mit den Kassen mit dem Ziel eines verbesserten Vorgehens fortgesetzt.

Derzeit gelten Ärzte als auffällig, wenn sie 50 Prozent mehr Heil- und Hilfsmittel verordnen als andere Ärzte ihrer Gruppe. Immerhin gebe es seit der Etablierung dieses Verfahrens in Bayern keine Regresse im Heil- und Hilfsmittelbereich mehr. Dennoch solle vorab besser gesteuert werden, damit nachher gar nicht erst geprüft werden müsse. Das könne aber nur gelingen, wenn Ärzte mehr Transparenz erhielten, was sie in welchem Rahmen verordnen könnten.

„Steuerung vorher statt Prüfung hinterher“

Bei Arzneimitteln habe sich ein solches Vorgehen mit der Wirkstoffvereinbarung bewährt. Diese listet genau auf, bei welchen Arzneiwirkstoffen etwa welcher Anteil von Generika verordnet werden soll. „Steuerung vorher bringt mehr als Prüfung hinterher“, so Krombholz. Seit 2014 die Wirkstoffvereinbarung beschlossen worden sei, habe es in Bayern keine Arzneimittel-Regresse mehr gegeben. Zudem hätten Ärzte eine klare Orientierung bei der Verordnung.

Ein positives Resümee zog der Vorstand zur Etablierung der neuen Bereitschaftsdienststruktur. Nach einem Vorlauf von etwa sieben Jahren seien nun bayernweit 108 Praxen für den Sitzdienst der Ärzte eingerichtet. Zum großen Teil seien sie an Kliniken angesiedelt, um die Steuerung der Patienten in den ambulanten oder stationären Bereich zu vereinfachen.

Seit Ende November sei die neue Struktur fast fertig, nur bei zwei Praxen verzögere sich die Einrichtung. „Das wird noch auf 110 erweitert, weil Baulichkeiten in einigen Kliniken noch nicht so weit sind“, sagte Krombholz. Ein Großteil der Umstrukturierung habe im laufenden Jahr stattgefunden. Die damit beauftragte Gedikom habe allein in diesem Jahr 80 der 110 Praxen eingerichtet.

Positive Erfahrungen mit ersten Versuchsregionen

Für die schon seit 2015 gestarteten, ersten Pilotregionen sei ausgewertet worden, wie sich die neuen Strukturen auswirken. Dabei habe sich gezeigt, dass nach einer Etablierungszeit mehr Patienten direkt die Praxen aufsuchen und weniger Fahrdienste benötigt werden. Insgesamt müssten die einzelnen Ärzte weniger Bereitschaftsdienststunden übernehmen als zuvor. Dazu leiste auch das System von freiwilligen Poolärzten einen wesentlichen Beitrag. Damit sei ein früheres Haupthindernis für Niederlassungen beseitigt, so das Fazit der KV.

Kritisch äußerte sich der Vorstand zum Beschluss von Anfang Dezember, an einigen Kliniken Kapazitäten aufzubauen. „Verwundert sind wir, wenn der Krankenhausplanungsausschuss die Bettenzahl wieder vermehrt, da wir in Bayern sowieso mehr haben als anderswo“, so Krombholz. Das widerspreche dem Grundsatz ambulant vor stationär.

Es würde noch immer eine erhebliche Zahl an Patienten in Krankenhäusern behandelt, die eigentlich ambulant hätten versorgt werden können, ergänzte KV-Vorstandsvize Dr. Pedro Schmelz. Nach verschiedenen Gutachten seien das bundesweit derzeit etwa drei bis 3,5 Millionen.

Zudem müsse im vielfach kritisierten TSVG ein Abschnitt gegen Konzerneinflüsse auf die Versorgung ergänzt werden. Um MVZ zu gründen, kauften immer öfter wirtschaftlich orientierte Konzerne Vertragsarztsitze auf. Das berge das Risiko von Industrialisierung und Standortverknappung. „Die wohnortnahe Versorgung (…) wird hierdurch in Frage gestellt“, sagte Schmelz.

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