Wahlkampf in Frankreich: Gesundheit bleibt im Giftschrank

Die Franzosen wählen ihren Präsidenten. Vor dem ersten Wahlgang geht es zwar nur selten um Gesundheit - doch bei manchem Kandidaten müssen Ärzte schon mal als Sündenbock herhalten.

Veröffentlicht:
Hollande und Sarkozy: Wer macht das Rennen, und was macht er mit dem Gesundheitswesen?

Hollande und Sarkozy: Wer macht das Rennen, und was macht er mit dem Gesundheitswesen?

© dpa

PARIS (DDB). Am kommenden Sonntag werden die Franzosen zwischen neun Kandidaten entscheiden müssen, wer nächster Staatspräsident wird.

Eigentlich haben nur zwei von ihnen, der amtierende Präsident Nicolas Sarkozy und der Sozialist François Hollande, echte Chancen, in die Stichwahl am 6. Mai zu kommen.

Alle Kandidaten haben Gesundheitsprogramme präsentiert, die aber im Wahlkampf eine eher untergeordnete Rolle spielen. Die Programme werden vor allem von Vertretern aus Gesundheitsberufen sorgfältig wahrgenommen.

Sie haben insofern Bedeutung, als dass Ärzte und Apotheker in der französischen Gesellschaft als einflussreich auch mit Blick auf politische Entscheidungsprozesse gelten.

Die Krankenversicherung kämpft seit Jahren mit roten Zahlen, alle Kandidaten versprechen deshalb, dass sie sich mit der Gesundheitsversorgung nach der Wahl aktiv beschäftigen werden.

Kostendämpfung auch bei Arzneimitteln

Sarkozy plant eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, was Hollande strikt ablehnt. Überdies will Sarkozy 13 Milliarden Euro in der gesamten Sécurité Sociale (die Krankenversicherung ist nur ein Teil davon) einsparen.

Hollande widerspricht. Viel lieber sprechen Sarkozys Gegner über die Gewohnheit von Ärzten, höhere Honorarsätze bei ihren Patienten abzurechnen, als die Kassen erlauben.

Das ist legal, denn diese Kosten können mit Zusatzversicherungen abgedeckt werden, die sich allerdings nicht jeder Bürger leisten kann. Aus diesem Grund fordern Hollande und andere Kandidaten linker Parteien eine Begrenzung der Abrechnungsmöglichkeiten.

Auch das Thema Ärztemangel findet in der Öffentlichkeit ein großes Echo. Niederlassungen nach Bedarfplanung werden von den meisten Kandidaten abgelehnt.

Sarkozy und Hollande wollen Gesundheitszentren in dünn besiedelten Gebieten gründen. Dazu sollen Not- und Bereitschaftsdienste ausgebaut werden.

Alle Kandidaten wollen die Arzneimittelausgaben reduzieren. Nach dem Skandal mit minderwertigen Brustimplantaten soll darüber hinaus die Sicherheit verbessert werden.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Weltmalaria-Tag

Invasive Malariamücke bedroht afrikanische Städte

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen