Auch bei Defizit - Ärzte sind vor der Krise geschützt

Berlin (HL). Die Wirtschaftskrise tangiert möglicherweise auch das Gesundheitswesen. Staatliche Liquiditätsgarantien schützen allerdings die Krankenkassen effektiv vor Einnahmenausfällen. Die neue Honorarsystematik bei den Ärzten verhindert im Unterschied zur Vergangenheit, dass geringere Beitragseinnahmen der Krankenkassen auf ihr Honorar durchschlagen können.

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Über das Konjunkturrisiko für die gesetzlichen Krankenkassen berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe. Er beruft sich dabei auf Mitglieder aus dem Schätzerkreis für die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung. Danach werden Beitragsausfälle zwischen ein und zwei Milliarden Euro für den Gesundheitsfonds erwartet.

Bei einem Gesamtbudget von 167 Milliarden Euro in diesem Jahr wäre eine solche Finanzierungslücke relativ gering - zumindest gemessen an den beängstigenden neuesten Prognosen zum Rückgang der Wirtschaftsleistung in einer Größenordnung von fünf bis sieben Prozent.

Der Gesundheitsfonds und die Krankenkassen sind zumindest in diesem Jahr vor konjunkturellen Risiken gut geschützt. Grundsätzlich gehört die Krankenversicherung zu den weniger konjunkturreagiblen Versicherungen. Ursächlich dafür ist, dass ein erheblicher Teil der Beiträge aus der Renten- und der Arbeitslosenversicherung stammt. Wird jemand arbeitslos, so entfallen zwar die Beiträge auf den Lohn, sie werden allerdings durch Beiträge auf das Arbeitslosengeld zum Teil kompensiert.

Völlig geschützt vor konjunkturellen Risiken sind die Vertragsärzte. Anders als in der bis Ende vergangenen Jahres geltenden Honorarsystematik, bei der sich Steigerungen nach der Veränderung der Grundlohnsumme richteten, haben die Ärzte nun Anspruch auf eine morbiditätsbedingte Gesamtvergütung sowie zusätzlich weitere Einzelleistungsvergütungen. Das gilt auch für die Zukunft.

Über die Finanzlage des Gesundheitsfonds sollte der Schätzerkreis an diesem Donnerstag beim Bundesversicherungsamt beraten. Diese Sitzung ist nach Informationen der "Ärzte Zeitung" nun auf Ende April verschoben worden.

Die Prognose dürfte vor allem für Bundesfinanzminister Peer Steinbrück von Bedeutung sein. Kommt es zu Liquiditätsengpässen, dann ist in erster Linie der Bundesfinanzminister verpflichtet, mit Krediten auszuhelfen.

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