Demenz im Heim - Schlüsselrolle für Hausärzte

Die fachärztliche Versorgung von Heimbewohnern muss dringend verbessert werden. Kann das mit Hilfe von Hausärzten besser funktionieren?

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Heimbewohner haben zu wenig Kontakt vor allem zu Neurologen - auch das zeigt der GEK-Report.

Heimbewohner haben zu wenig Kontakt vor allem zu Neurologen - auch das zeigt der GEK-Report.

© Foto: imago

Die Gmünder Ersatzkasse (GEK) verhandelt im Saarland mit dem Hausärzteverband über einen Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung nach §73b SGB V, der auch die Facharztversorgung von Pflegeheimbewohnern regeln soll. Die Hausärzte sollen dabei verpflichtet werden, die Fachärzte bei der Heimversorgung einzubinden. Die Krankenkasse kritisiert zudem, dass zu viele Hausärzte in einem Heim ein- und ausgehen. "Das schafft gewaltige Schnittstellenprobleme", sagte GEK-Abteilungsleiter Michael Hübner beim 31. Zukunftsforum Demenz am Mittwoch in Berlin. Besser sind aus seiner Sicht kleine Netzwerke von drei bis vier Hausärzten, die exklusiv an eine Pflegeeinrichtung angebunden sind. "Das würde auch die aufwändige Installation eigener Heimärzte überflüssig machen", so Hübner.

Pflegeheimbewohner sehen deutlich zu selten einen Facharzt. Das ist ein Ergebnis des GEK-Pflegereports. Vor allem die Kontakte zu Psychiatern, Neurologen und Nervenärzten fallen demnach viel zu gering aus. Pflegeheimbewohner mit psychischen Störungen oder Parkinson Syndrom kommen im Schnitt pro Jahr auf 2,5 Kontakte zum Neurologen oder Psychiater. Als medizinisch angemessen gelten dagegen vier Kontakte.

GEK-Pflegereport zeigt Missstände bei der Versorgung.

Diese Lücke können Hausärzte, die mit Heimen fest kooperieren, auf zwei Weisen schließen, so ein Ergebnis des Zukunftsforums: Zum einen können sie die fachärztliche Betreuung besser organisieren als das Heim das selbst kann. Zum anderen können sie manche fachärztlichen Aufgaben mit kollegialer Beratung übernehmen.

Das zweite Modell befürwortet Klaus Dieter Kossow, Ehrenvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands. "Es ist wichtig die Hausärzte bei den komplexen Fragen der Altersmedizin nicht allein zu lassen", sagte Kossow.

Die Ausdifferenzierung der medizinischen Disziplinen hat nach seiner Beobachtung zu einem "Bildungsdefizit der Hausärzte in geriatrischer Psychiatrie" geführt. Daher sei es notwendig, dass Geriater und Psychiater Hausärzten für prinzipielles Coaching und kurzfristige Beratung zur Verfügung stehen. Solch ein Fachdienst sei aber nur realisierbar, wenn Verträge nach Paragraf 73b mit Verträgen zur spezialisierten fachärztlichen Versorgung nach Paragraf 73c verknüpft werden, so Kossow.

Professor Albert Standl, Leiter des Lehrbereichs Allgemeinmedizin der Uniklinik München, kritisierte, dass es keine Anreize für Hausärzte gebe, sich geriatrisch fortzubilden. Das müsse sich ändern, um die Präsenz und Kompetenz bei der Pflegeheimbetreuung zu verbessern.

 

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