Kommentar
Schwielen an den Händen
Wenn die alte und neue Kanzlerin Angela Merkel heute ihre erste Regierungserklärung der 17. Legislaturperiode hält, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit über den Mut sprechen, mit dem die schwarz-gelbe Koalition an ihr Werk geht. Ob das auch für die Gesundheitspolitik zutrifft, bleibt abzuwarten. Hier beschleicht einen eher der Eindruck, der Mut zur Veränderung habe die Koalitionäre schon wieder verlassen.
Im Prinzip stehen sich zwei recht konträre Einschätzungen in der Koalition gegenüber, die sich schwerlich verbinden lassen: Die eine, vertreten von Bayerns Ministerpräsidenten und CSU-Chef Horst Seehofer, schließt den Big-Bang in der Gesundheitspolitik aus. Die andere, vertreten von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), geht davon aus, dass das bröckelnde Gebäude der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Totalsanierung braucht und es nicht mehr reicht, nur die Dachrinnen auszuwechseln. Beide Ansätze haben etwas für sich, wobei die Erfahrung eher lehrt, dass es die eine, die große Gesundheitsreform nicht gibt.
Doch egal, wer sich am Ende in der Koalition durchsetzt: Der Umbau des GKV-Gebäudes bedeutet auf jeden Fall harte Arbeit. Die Beteiligten werden sich so oder so Schwielen an den Händen holen.
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