Pro Generika fordert zweijährige vertragsfreie Wettbewerbsphase

Die Krankenkassen verlieren Geld, wenn sie Rabattverträge mit Erstanbietern über den Patentablauf hinaus verlängern. Dies hat das Berliner IGES-Institut in einer Studie zum Generikawettbewerb festgestellt.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Allein in den Jahren 2009 und 2010 hätte die gesetzliche Krankenversicherung bis zu 655 Millionen Euro sparen können, heißt es in der Studie "Generika in Deutschland: Wettbewerb fördern - Wirtschaftlichkeit stärken", die das IGES-Institut im Auftrag von Pro Generika erstellt hat.

"Es besteht das Risiko, dass anfängliche Einsparungen durch Rabattverträge mit Originalherstellern im Zeitverlauf zu Verlusten werden", sagte IGES-Geschäftsführer Dr. Martin Albrecht bei der Vorstellung der Arbeit am Dienstag in Berlin.

Grund sei, dass diese Verträge den Markteintritt von Generikaanbietern zu günstigeren Konditionen für die Kassen hemmten.

Albrecht hat Verständnis für die Kassen

Albrecht äußerte Verständnis für die Kassen, die im "Zusatzbeitragsvermeidungswettbewerb" lieber kurzfristige Sparpotenziale ausschöpften, als die langfristigen Folgen korrekt zu gewichten. Die Kassen müssten keine Marktstrukturpflege bestreiten, den Ordnungsrahmen zimmere der Staat.

Er bestätigte, dass die AOK-Ausschreibungen das Risiko von Marktkonzentrationen erhöhten. So hatten die zehn umsatzstärksten Anbieter im Markt generikafähiger Wirkstoffe mit Rabattvertrag einen Anteil von 75 Prozent am Gesamtumsatz dieses Marktes.

Bei den AOK-Ausschreibungen seien jeweils mehr als drei Viertel des ausgeschriebenen Umsatzes an lediglich drei bis fünf Anbieter vergeben worden.

AOK: "Ausschreibungen sind das zentrale Wettbewerbsinstrument"

"Ausschreibungen sind für die AOK das zentrale Wettbewerbsinstrument," sagte der Sprecher des AOK-Bundesverbandes Udo Barske in einer ersten Reaktion der "Ärzte Zeitung".

Rabattverträge öffneten den Markt, den große Pharmakonzerne ansonsten unter sich aufgeteilt hätten. Insofern sei die Haltung von Pro Generika vor allem im Interesse großer Pharmafirmen mit Generikaablegern, sagte Barske.

Zweijährige vertragsfreie Wettbewerbsphase gefordert

Eine "Stunde Null" zum Zeitpunkt des Patentablaufs forderte Bork Bretthauer, der Geschäftsführer von Pro Generika. Bretthauer warb für eine zweijährige vertragsfreie Wettbewerbsphase.

Weil die Koalition sich im AMNOG für die Rabattverträge ausgesprochen habe, müsse die Politik nun die Wettbewerbshemmnisse aus dem Weg räumen. In den kommenden zwei Jahren würden Arzneimittel mit einem Umsatz von drei Milliarden Euro patentfrei.

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