Steuerzuschuss sinkt

Schäuble zwickt Kassen noch mehr Geld

Der Rekord-Überschuss der GKV hat Folgen für die Kassen: Finanzminister Schäuble plant, den Gesundheitsfonds stärker zu schröpfen als bisher verabredet. Die Kassen schreien auf.

Veröffentlicht:
Fiskalpolitik schlägt Gesundheitspolitik: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will den Steuerzuschuss zum Gesundheitsfonds weiter zurückschrauben.

Fiskalpolitik schlägt Gesundheitspolitik: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will den Steuerzuschuss zum Gesundheitsfonds weiter zurückschrauben.

© Olivier Hoslet / epa / dpa

BERLIN. Der Steuerzuschuss in den Gesundheitsfonds wird 2014 stärker sinken als bisher verabredet.

In Koalitionskreisen ist nur noch von etwa 10,5 Milliarden Euro die Rede. Geplant war eine Kürzung um lediglich zwei Milliarden auf zwölf Milliarden Euro.

Damit steht aller Voraussicht nach fest, dass das Gesundheitsministerium mit rund sechs Milliarden Euro in diesem und im nächsten Jahr den größten Beitrag zur Konsolidierung des Bundeshaushalts leisten wird.

Kassen empört

Die Kassenseite reagierte prompt: "Die Einnahmen aus den Portemonnaies der Beitragszahler werden zur Sanierung des Bundeshaushaltes zweckentfremdet und die Kassen mit den familienpolitischen Leistungen, die sie im Auftrag des Staates übernehmen, mehr und mehr alleine gelassen," sagte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Dr. Doris Pfeiffer.

Die Kassen verweisen ferner darauf, dass das Polster von gut 28 Milliarden im Fonds und bei den Versicherern bei täglichen Ausgaben von mehr als 475 Euro am Tag bei einer Eintrübung der Konjunktur nur begrenzt weit reiche.

Als völlig falschen Weg bezeichnet der Aufsichtsrat des AOK-Bundesverbandes das Vorhaben der Bundesregierung. Der Bundeshaushalt dürfe nicht "durch Plünderung des Gesundheitsfonds" saniert werden, vielmehr gehöre das Geld den Beitragszahlern, erklärten die alternierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Volker Hansen (Arbeitgebervertreter) und Fritz Schösser (Versichertenvertreter) in einer Mitteilung.

Hundt: Verschiebebahnhof zulasten der Beitragszahler

Steuerzuschuss

34 Milliarden Euro flossen 2011 in die familienpolitischen Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Dazu zählt zum Beispiel die beitragsfreie Mitversicherung von Angehörigen.

15,3 Milliarden Euro betrug der Steuerzuschuss 2011. Er soll 2014 auf 10,5 Milliarden sinken. Ab 2015 soll der Zuschuss wieder 14 Milliarden Euro im Jahr betragen.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sprach von einem Verschiebebahnhof zulasten der Beitragszahler.

2014 wird der Zuschuss nur noch rund 30 Prozent der familienpolitischen Leistungen der Krankenversicherung abdecken, für die er gedacht ist. Diese betrugen 2011 rund 34 Milliarden Euro.

Bis vor wenigen Tagen war von einer zusätzlichen Kürzung um zwei Milliarden Euro die Rede gewesen. 400 Millionen soll nun aber das Arbeitsministerium beisteuern.

Nachdem die Krankenversicherung im vierten Quartal 2012 fünf Milliarden Euro an Überschüssen zugelegt hat, sei Schäubles Zugriff auf den Fonds absehbar gewesen, hieß es aus Regierungskreisen. (af)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Antikörper macht‘s möglich

Zähne einfach nachwachsen lassen – wie beim Hai?

Digitalisierung und Medikamente

Apotheker entwickelt eigene E-Rezept-App

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer